Industrie auf Schrumpfkurs: Deutschlands Produktion kämpft mit Gegenwind
Die deutsche Industrieproduktion befindet sich weiterhin in unruhigen Gewässern. Überraschend gaben Unternehmen im Oktober erneut ihre Produktionsleistung nach, mit der Fahrzeugindustrie als besonders betroffenem Sektor. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden meldete für die Industrie, die Energiewirtschaft und das Baugewerbe einen preisbereinigten Rückgang der Fertigung um 1,0 Prozent im Vergleich zum September. Analysten hatten eigentlich einen Anstieg um 1,0 Prozent prognostiziert. Im Vergleich zum Vorjahr beschleunigte sich der Rückgang sogar auf 4,5 Prozent.
DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen zeichnete ein düsteres Bild: "Der Abwärtstrend in der Industrieproduktion setzt sich fort." Die Produktion habe nun den tiefsten Stand seit der Pandemie erreicht. Hohe Kosten, wirtschaftspolitische Unsicherheiten, Fachkräftemangel und Bürokratie lasten schwer auf den Unternehmen, während die Auftragsbücher weiter leer bleiben.
Allerdings fiel der Produktionsrückgang im September weniger stark aus als zunächst gemeldet: Das Bundesamt korrigierte den Rückgang von 2,5 auf 2,0 Prozent. Im Oktober stagnierte die Bauproduktion, während die Energieerzeugung saison- und kalenderbereinigt um fast neun Prozent einbrach. Die Industrie fertigte 0,3 Prozent weniger, wobei ein Einbruch von 1,9 Prozent die ohnehin kriselnde Automobilindustrie zusätzlich belastete.
Laut Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer startete das vierte Quartal schwach: "Eine rasche Besserung ist angesichts des niedrigen Auftragsniveaus und des trüben Ifo-Geschäftsklimas unwahrscheinlich. Die deutsche Wirtschaft dürfte im Winterhalbjahr bestenfalls stagnieren." In energieintensiven Branchen, zu denen die Chemie gehört, ging die Produktion um 0,9 Prozent zurück.
VP-Chefvolkswirt Thomas Gitzel sieht die Ursache der Schwäche in den schwachen Auftragseingängen der letzten zwei Jahre. "Der insgesamt schwache Ausstoß spiegelt sich auch in der Energieerzeugung wider." Besonders energieintensive Unternehmen leiden weiterhin unter den schwierigen Bedingungen.

