Führungswechsel beim Online-Broker? Großaktionär Bernd Förtsch greift ein
Beim Finanzdienstleister Flatexdegiro steht womöglich ein bedeutender Wandel in der Aufsichtsratsstruktur bevor. Der Großaktionär Bernd Förtsch, einst Gründer des Unternehmens, strebt einen Sitz im Aufsichtsrat während der Hauptversammlung am 4. Juni an. Förtsch, der die GfBk Gesellschaft für Börsenkommunikation als Kontrollinstrument nutzt, zielt darauf ab, Herbert Seuling zu ersetzen, welcher seine Position aus persönlichen Gründen aufgibt.
Die Ambitionen des Großaktionärs gehen noch weiter. Ziel ist es auch, den aktuellen Aufsichtsratsvorsitzenden Martin Korbmacher abzuberufen und Axel Hörger, der laut Unternehmensangaben GfBk-ungebunden ist, nachzubesetzen.
Die Unruhen bei dem Online-Broker kommen nicht überraschend. Erst kürzlich kündigte Vorstandschef Frank Niehage seinen Abgang zum Monatsende an, nachdem Meinungsverschiedenheiten über die strategische Ausrichtung des Unternehmens zum Vorschein kamen. Die Suche nach einem passenden Nachfolger ist eingeleitet worden, während zwei Vorstandsmitglieder interimsmäßig die Führung übernehmen.
Unterdessen kämpft Flatexdegiro mit Geschäftseinbrüchen, ausgelöst durch die Pandemiefolgen sowie wirtschaftliche und geopolitische Herausforderungen. Kritik regte sich auch durch Förtsch, der dem Unternehmen in einem Interview fehlende Innovationskraft und Marktadäquanz vorwarf.
Konkret adressierte der Investor die verpasste Chance im Kryptowährungsmarkt und eine sich verschlechternde Gebührenstruktur. Er verglich dabei Flatexdegiro mit der höheren Marktbewertung von Swissquote sowie der nicht börsennotierten Trade Republic.
Trotz eines jüngsten Wertaufschwungs von Flatexdegiro an der Börse bleibt die Marktkapitalisierung hinter den Höchstwerten des Sommers 2021 zurück. Förtsch, mit einem Anteil von nahezu 20 Prozent an Flatexdegiro, hat damit einen beträchtlichen Einfluss auf die weitere Entwicklungsrichtung des Brokers. (eulerpool-AFX)