Gewichtsdebatte um Schmierleberwurst erreicht NRW-Oberverwaltungsgericht
Ein ausgeklügeltes Gerichtsverfahren um wenige Gramm Wurst könnte bald weitreichende Konsequenzen für die Lebensmittelindustrie haben. Im Zentrum steht die fehlerhafte Befüllung von Schmierleberwurst, um die sich nun das Oberverwaltungsgericht Münster kümmert. Das offenbar nicht zu vernachlässigende Handelsvolumen: immerhin 2,3 bis 2,6 Gramm unter dem Soll. Eine Firma aus dem Kreis Warendorf sieht sich als Leidtragende eines abrupten Wandels behördlicher Messpraktiken.
Zurück im Jahr 2019 hatte das Eichamt bei einer Qualitätskontrolle Unregelmäßigkeiten ausgemacht. Der Dorn im Auge der Prüfer: Verpackte Schmierleberwurst, die trotz des Versprechens von 130 Gramm zu leicht ausfiel. Rasch erging der Beschluss, dem Verkauf der betroffenen Produkte einen Riegel vorzuschieben. Doch die Unternehmer fühlten sich von diesem Schritt in die Knie gezwungen. Ihr Argument: Jahrelang sei es Usus gewesen, die nicht essbare Wursthülle sowie die Verschlussclips in die sogenannte Nennfüllmenge miteinzubeziehen – ein Kalkül, das bis zum plötzlichen Eingreifen des Eichamtes problemlos über die Ladentheke ging.
Der Fall wirft nun Fragen auf, die über das Schicksal von wenigen Gramm Leberwurst hinausgehen. Wie verbindlich sind langjährige Praktiken, wenn Vorschriften auf einmal strikt ausgelegt werden? Was bedeutet das für das Verhältnis von Handel, Behörden und Verbraucherschutz? Ein Urteil mit potenziell großen Auswirkungen steht bevor, und die Akteure der Lebensmittelbranche dürften dieses mit gespanntem Interesse verfolgen. (eulerpool-AFX)
