EU-Gentechnikverhandlungen auf der Zielgeraden: Chancen und Herausforderungen im Fokus
Die EU nähert sich einem potenziellen Meilenstein in der Gentechnikregulierung, indem Vertreter der EU-Staaten und des Europaparlaments zu einer möglicherweise entscheidenden Verhandlungsrunde zusammenkommen. Auf dem Tisch liegt die umstrittene Lockerung der Kennzeichnungspflichten für genetisch veränderte Lebensmittel. Dieser Vorstoß der EU-Kommission aus dem Sommer 2023 zielt darauf ab, die Forschungs- und Vermarktungshürden für gentechnisch optimierte Pflanzen zu senken und dabei bestimmte Kennzeichnungspflichten zu entschärfen.
Konkret bedeutet dies, dass im Supermarkt nicht mehr ersichtlich wäre, wenn Lebensmittel aus Pflanzen bestehen, die mittels bestimmter Gentechnikmethoden modifiziert wurden – sofern diese Veränderungen auch auf natürlichem Weg durch traditionelle Zuchtmethoden erreichbar wären. Solche Regelungen begünstigen eine schnellere Bereitstellung ertragreicher und widerstandsfähigerer Produkte, stoßen jedoch auf Bedenken hinsichtlich der Transparenz für Verbraucher.
Befürworter heben die Innovationskraft und potenziellen Vorteile für Landwirtschaft und Konsumenten hervor, während die Kritiker vor einem Verlust der Wahlfreiheit warnen. Der FDP-Europaabgeordnete Jan-Christoph Oetjen argumentiert, dass eine Kennzeichnungspflicht für moderne Züchtungsmethoden unnötig sei, da ähnliche Ergebnisse auch durch klassische Methoden erreichbar wären, wenn auch langsamer. Er hebt die praktische Schwierigkeit hervor, zwei getrennte Produktionslinien für im Grunde identische Produkte zu führen.
Demgegenüber sieht der Grünen-Politiker Martin Häusling ein erhebliches Risiko für die Biolandwirtschaft: Sollten die Änderungen in Kraft treten, müssten Biobetriebe weiterhin gentechnikfrei produzieren und dies mit erheblichem Aufwand nachweisen, um ihre Standards zu halten. Diese Forderung belastet die Ökobetriebe erheblich und könnte deren Beweisführung komplizieren.

