Softchoice verschwindet von der Börse: US-Techriese kauft kanadisches IT-Unternehmen für 1,8 Milliarden CAD
Kanadas Tech-Börsenstar Softchoice wird in einem Paukenschlag von World Wide Technology (WWT) übernommen. Der Kaufpreis? Stolze 1,8 Milliarden kanadische Dollar – ein Deal, der die Toronto Stock Exchange (TSX) um ein weiteres Schwergewicht ärmer machen wird. Nach nur wenigen Jahren an der Börse verabschiedet sich das 35-jährige Unternehmen in den Privatbesitz, und die Anleger können sich über einen satten Aufschlag freuen: 24,50 CAD pro Aktie – rund 14 % über dem letzten Börsenkurs.
Der Blitzdeal und seine Details
Die Übernahme, angekündigt am Dienstagmorgen, liest sich wie ein Drehbuch für perfekte Timing: Ein All-Cash-Deal, abgesichert durch TD Securities, und ein Vertragswerk, das selbst im Worst-Case-Szenario glasklar ist. Sollte die Vereinbarung aus irgendeinem Grund scheitern, ist ein Terminierungsbetrag von 49 Millionen CAD vorgesehen – eine Absicherung, die bei Transaktionen dieser Größenordnung keine Selbstverständlichkeit ist.
Softchoice-Aktien stiegen nach der Bekanntgabe um rund 14 % und verzeichneten damit den größten Intraday-Gewinn seit März. Ein satter Lohn für die Anleger, die 2021 beim Börsengang zu einem Kurs von 20 CAD pro Aktie eingestiegen sind.
Die neue Macht hinter Softchoice
Hinter der Übernahme steht World Wide Technology, ein US-Gigant im IT-Bereich. CEO Jim Kavanaugh lobte Softchoice überschwänglich als „transformative Kraft“ in der Technologiebranche. Tatsächlich hat das Unternehmen mit seinen Cloud-Lösungen und IT-Services in den letzten Jahrzehnten die Art und Weise verändert, wie Unternehmen digitale Technologien nutzen.
Der Kauf ist ein strategischer Schachzug von WWT, das mit einem Umsatz von über 17 Milliarden USD zu den größten privat geführten IT-Unternehmen der Welt zählt. Mit Softchoice stärkt es seine Präsenz auf dem nordamerikanischen Markt und setzt ein klares Zeichen: WWT will nicht nur mitspielen, sondern dominieren.
Ein Börsengang mit kurzem Leben
Softchoice hatte seinen großen Moment erst 2021, als es sich neben anderen Tech-Größen wie TELUS International und MDA Space Ltd. auf das Börsenparkett wagte. Doch während viele IPOs dieser Ära heute als überbewertet gelten, hat sich Softchoice gut behauptet – zumindest bis jetzt.
Die Börse verliert mit Softchoice nicht nur ein IT-Schwergewicht, sondern auch ein Symbol für die kanadische Tech-Branche. In einem Markt, in dem heimische Unternehmen oft von ausländischen Riesen geschluckt werden, ist der Verlust spürbar.
Was bedeutet das für die Branche?
Die Übernahme von Softchoice könnte ein Signal für weitere Konsolidierungen im IT-Sektor sein. Insbesondere Unternehmen, die sich auf Cloud-Technologien und IT-Dienstleistungen spezialisiert haben, stehen im Fokus großer Player wie WWT, die ihre Marktanteile ausbauen wollen.
Gleichzeitig zeigt der Deal, dass Investoren trotz Marktunsicherheiten bereit sind, hohe Bewertungen zu akzeptieren, wenn die Strategie und das Potenzial stimmen.
Für Kanada bedeutet der Abgang von Softchoice jedoch erneut den Verlust eines prominenten Unternehmens aus dem eigenen Börsenindex – eine Entwicklung, die Fragen nach der Zukunft der heimischen Tech-Branche aufwirft.
