Pieper navigiert durch stürmische Zeiten: Vorläufiges Insolvenzverfahren in Eigenregie
Die Parfümeriekette Pieper sieht sich aufgrund finanzieller Turbulenzen gezwungen, ein vorläufiges Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu durchlaufen. Nach Mitteilung des Unternehmens in Herne bleibt der Geschäftsbetrieb ununterbrochen bestehen. Ziel ist es, Pieper zukunftssicher und nachhaltig neu zu positionieren. Gegründet 1931 in Bochum, hat sich die ehemals kleine Seifenhandlung zur größten inhabergeführten Parfümeriekette Deutschlands entwickelt.
Unter der Führung von Oliver Pieper, Urenkel der Gründerin Anna Pieper, bleibt das aktuelle Management weiterhin aktiv. Der Geschäftsführer sieht in der Sanierung unter Eigenregie eine Chance, die strategische Ausrichtung des Unternehmens bei voller operativer Kontrolle voranzutreiben. Das Amtsgericht hat derweil Anwältin Sarah Wolf als vorläufige Sachwalterin bestellt. Für die nächsten drei Monate sichert die Bundesagentur für Arbeit die Zahlung der Löhne und Gehälter. Bereits zuvor berichteten Medien über das Verfahren.
Trotz laufender Herausforderungen bleiben sowohl der stationäre Handel als auch der Online-Shop von Pieper geöffnet. Nach eigenen Angaben betreibt das Unternehmen mehr als 140 Filialen, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, aber auch in Niedersachsen, Bremen und Hamburg. Durch die pandemiebedingten Schließungen verzeichnete Pieper in der Coronazeit signifikante Umsatzeinbußen. Dennoch konnte die Kette im letzten veröffentlichten Geschäftsbericht für Juli 2021 bis Juni 2022 einen Umsatzanstieg verzeichnen, mit einem Nettogewinn von 0,2 Millionen Euro bei 113,7 Millionen Euro Umsatz.
Die Geschäftsführung zeigte sich im Dezember 2022 optimistisch für ein leicht positives Ergebnis im Geschäftsjahr 2022/23. Trotz gestiegener Kosten erwartete man keinen wesentlichen Bestand gefährdenden Risiken, prognostizierte jedoch allgemein einen Konsumrückgang. Der nun notwendige Gang zum Amtsgericht zeigt, dass sich die wirtschaftliche Lage weniger günstig entwickelt hat als erwartet. Pieper beschäftigte 2022 rund 1.000 Mitarbeiter.

