Orbans diplomatische Gratwanderung: Treffen mit Putin entfacht Kritik
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat in einem umstrittenen Treffen mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin für ein baldiges Ende des Ukraine-Konflikts plädiert. Gleichzeitig äußerte er seinen Wunsch nach günstigen und stabilen Öl- und Gaslieferungen aus Russland. In Moskau lobte Putin Orbans "ausgewogene Haltung" in der Ukraine-Frage, was bei Bundeskanzler Friedrich Merz auf deutliche Distanz stieß. Merz, der Orban für seinen Moskau-Besuch kritisierte, erinnerte an vergangene russische Luftangriffe nach einem früheren Treffen Orbans mit Putin.
Für Putin, der den Ukraine-Krieg nunmehr seit vier Jahren verfolgt, stellt das Treffen einen diplomatischen Erfolg dar. Trotz internationaler Sanktionen kam Orban als Vertreter eines EU- und NATO-Staats nach Moskau, um seine Forderungen zu unterbreiten. Besonders interessiert zeigt sich Orban an der Idee eines Gipfeltreffens mit US-Präsident Donald Trump in seinem Heimatland, auf die Trump selbst zuerst verzichtete. Solch ein Gipfel könnte auch Orbans politische Position bei den kommenden Parlamentswahlen stärken.
Orban lobte die neue Friedensinitiative Trumps, und US-Gesandte sollen nächste Woche in Moskau mit der russischen Seite darüber verhandeln. Als Nachbarland der Ukraine verhehlt Ungarn nicht seine Hoffnung auf ein Ende der Kriegshandlungen und deren belastender wirtschaftlicher Folgen. Orban betonte, dass er auf die Einigung in den Gesprächen über günstige Öl- und Gaslieferungen aus Russland hoffen würde, da er gegen die EU-Sanktionen in diesem Sektor steht und Russland als verlässlichen Energiepartner betrachtet.
Die EU-Kommission, mit Präsidentin Ursula von der Leyen an der Spitze, äußerte sich nicht direkt zu Orbans Besuch. EU-Sprecherin Paula Pinho bekräftigte lediglich die Forderung der EU an Moskau, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. In Brüssel werden Orbans enge Beziehungen zu Putin mit Argwohn betrachtet, insbesondere in Anbetracht Ungarns Verzögerungen von Sanktionen und Blockaden von Unterstützungsmaßnahmen für die Ukraine. Kritiker befürchten, dass Orban US-Bemühungen unterstützen könnte, der Ukraine weitergehende Zugeständnisse an Russland nahe zu legen.
Trotz der Herausforderungen betonte Putin die Stabilität der Beziehungen zwischen Russland und Ungarn, während Orban vor seiner Abreise auf die Unterstützung Trumps in Form einer Sanktionenausnahme für russische Energieunternehmen hinwies. Ungarn ist, neben der Slowakei, das einzige EU-Land, das noch Rohöl aus Russland einführt und bleibt stark von russischen Gaslieferungen abhängig.

