Lobbyistenflut bei der Klimakonferenz: Wenn fossile Interessen dominieren
Die Weltklimakonferenz rückt die drängende Herausforderung der Erderwärmung in den Mittelpunkt der Diskussionen. Doch eine aktuelle Datenanalyse zeigt, dass mindestens 1.602 Lobbyisten aus der Öl-, Gas- und Kohleindustrie offiziell am UN-Treffen in Brasilien teilnehmen. Dies gibt die Koalition "Kick Big Polluters Out" bekannt, der unter anderem Transparency International, Global Witness, Greenpeace und das Climate Action Network angehören. Die Auswertung basiert auf öffentlich verfügbaren Informationen des UNFCCC, dem Klimasekretariat der Vereinten Nationen.
Erstaunlicherweise verfügen diese Lobbyisten über mehr Zugangspässe als die Delegierten der zehn am meisten von Erderwärmung bedrohten Staaten zusammen. Zu diesen Nationen zählen Tschad, Niger, die Salomonen, Mikronesien, Guinea-Bissau, Sudan, Somalia, Tonga, Sierra Leone und Eritrea, die gemeinsam auf nur 1.061 Delegierte kommen. Ein beunruhigender Umstand, der die ungleiche Repräsentation auf der Klimakonferenz in den Vordergrund rückt.
Viele dieser Lobbyisten sind mit Handels- oder Wirtschaftsverbänden verbunden und nehmen als "Beobachter" an den Klimakonferenzen teil. Auffällig ist, dass sogar 164 von ihnen über Regierungsdelegationen akkreditiert wurden. Frankreich etwa zählt 22 Vertreter aus der fossilen Brennstoffindustrie in seiner Delegation, darunter 5 von TotalEnergies. Weiterhin haben 599 der 1.600 Lobbyisten eine "Party Overflow"-Akkreditierung, die ihnen Zugang zu den innersten Verhandlungskreisen verschafft.
Kritik kommt von der deutschen Fridays-for-Future-Aktivistin Carla Reemtsma, die die Präsenz der Lobbyisten als "einfach absurd" bezeichnet und darauf hinweist, dass dies den Klimaschutz und die Einhaltung von Klimazielen grundsätzlich sabotiere. Die Koalition "Kick Big Polluters Out" fordert daher, dass große Umweltverschmutzer von zukünftigen Klimagipfeln ausgeschlossen werden. Transparenzmaßnahmen wie die Offenlegung von Finanzquellen und Interessenkonflikten sollen verpflichtend werden, um den Einfluss der fossilen Lobby zu begrenzen.
Die Verbrennung von fossilen Brennstoffen setzt klimaschädliches Kohlendioxid frei, was zur gefährlichen Erderhitzung beiträgt und zu häufigeren Naturkatastrophen führt. Während sich die Staaten auf der Klimakonferenz in Dubai 2023 darauf geeinigt haben, sich von fossilen Brennstoffen abzuwenden, werden vielerorts dennoch Ausbaupläne verfolgt.
Bei der letztjährigen COP in Dubai waren über 2.450 Fossil-Lobbyisten anwesend, was einen Rekord darstellte. Obwohl die Teilnehmerzahl bei der aktuellen COP30 in Belém geringer ist, hat sich der Anteil der Lobbyisten im Verhältnis zu den anwesenden Delegierten erhöht – mittlerweile entspricht fast ein Lobbyist 25 Delegierten.
Jax Bonbon von Ibon International aus den Philippinen spricht angesichts dieser Entwicklung von einer Farce und kritisiert den wachsenden Einfluss der Lobbyisten, der den UN-Prozess und die von der Klimakrise betroffenen Menschen benachteilige.

