Ein Blick auf die Krise im deutschen Einzelhandel: Insolvenzen auf Rekordniveau
Die jüngsten Entwicklungen im deutschen Einzelhandel zeichnen ein düsteres Bild: Zwischen August 2024 und August 2025 zählte der Kreditversicherer Allianz Trade 2.490 Insolvenzen, den höchsten Stand seit Oktober 2016. Im Vergleich dazu verzeichnete man im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor 2.520 Insolvenzen. Dieses anhaltende Niveau von Unternehmenspleiten hat einige der bekanntesten Marken des Landes getroffen. So gerieten zuletzt der Schuhhändler Görtz, der Modehersteller Gerry Weber und der Herrenausstatter Wormland in finanzielle Schieflage. Auch die Modekette Esprit musste alle ihre Filialen schließen, während der Dekohändler Depot und der Discounter Kodi ihre Standorte drastisch reduzierten.
Branchenexperte Guillaume Dejean von Allianz Trade prognostiziert, dass die Konsolidierung im Einzelhandel weiter voranschreiten wird, auch wenn die Insolvenzen nicht mehr mit der gleichen Geschwindigkeit wie zuvor zunehmen. Ein leichter Rückgang der Wachstumsrate bei den Insolvenzen von ursprünglich 20 Prozent auf nun 13 Prozent zeugt von einem Hauch wirtschaftlicher Zuversicht.
Trotz dieser schwierigen Lage gibt es Grund zur Hoffnung: In anderen europäischen Ländern wie den Niederlanden, Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Dänemark verzeichnete man zuletzt einen deutlichen Rückgang der Insolvenzen. Doch der deutsche Einzelhandel steht weiterhin vor erheblichen Herausforderungen. Große Online-Marktplätze erhöhen den Wettbewerbsdruck, und kleinere Händler kämpfen oft vergeblich mit der nötigen digitalen Transformation. Diese Dynamik ähnelt einem ungleichen Kräftemessen zwischen David und Goliath – ein Kampf, der für einige Textilhändler bereits prekär geworden ist.

