Bayer im Umbruch: Hauptversammlung bringt Klärung und Kritik
Der Pharma- und Agrarchemieriese Bayer sieht sich weiterhin mit milliardenschweren Rechtsrisiken in den USA konfrontiert, wie auf der jüngsten Hauptversammlung schmerzlich deutlich wurde. Vorstandschef Bill Anderson unterstrich das Ziel, die Herausforderungen bis 2026 signifikant zu mindern. Dennoch bleibt die Ungewissheit hoch, und die Sorge unter Anlegern wächst. Trotz der anhaltenden Probleme stimmten die Aktionäre dafür, den Vorstand und den Aufsichtsrat zu entlasten. Zugleich wurde die Möglichkeit für eine umfassende Kapitalerhöhung eröffnet.
Seit der letzten Hauptversammlung verlor die Aktie beträchtlich an Wert, während der DAX zulegen konnte. Mit lediglich noch rund 23 Milliarden Euro Marktkapitalisierung nimmt Bayer inzwischen einen kleineren Platz im DAX ein. Ingo Speich von Deka Investment identifiziert wesentliche Baustellen: Klagewellen, Glyphosat-Problematik und eine stagnierende Pharmapipeline, die den Konzern in eine strategische Zwickmühle führen.
Andersons Vorgänger, Werner Baumann, hatte 2018 den umstrittenen Kauf des US-Konzerns Monsanto durchgesetzt, was die Klagewelle um Glyphosat und PCB mit verursachte. Seit dem ersten verlorenen Prozess um Glyphosat im Sommer 2018 büßte die Bayer-Aktie rund 75 Prozent ihres Wertes ein. Die finanzielle Lage verschärft sich durch hohe Schulden, weshalb die Dividende 2024 auf ein Minimum gesenkt wurde, ohne nennenswerte Fortschritte im Schuldenabbau, wie Janne Werning von Union Investment kritisiert. Die Sorgen um die Agrarsparte wachsen, da operative Probleme und ausbleibende Synergien zu verzeichnen sind.
Die Hauptversammlung billigte eine potenzielle Kapitalerhöhung, die dem Konzern mehr Spielraum verschaffen soll, um Rechtsstreitigkeiten anzugehen und das Kreditrating zu sichern. Bayer betonte jedoch, keine akut konkreten Pläne für die Kapitalverwendung zu haben. Der rechtliche Fokus liegt vor allem auf den Klagen in den USA, wobei der Supreme Court erneut Ziel von Bayers Bemühungen wurde, um eine klärende Entscheidung im Glyphosatstreit zu erwirken.
Bei einem anhaltend hohen Klagedruck erwägt Anderson den Verkaufsstopp des umstrittenen Unkrautvernichters in den USA - ein Schritt, der Importe aus China erhöhen würde und somit vor dem Hintergrund anhaltender Handelskonflikte mit Vorsicht zu genießen ist.