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Argentiniens Börsenwunder – und die große Falle dahinter

24. November 2025, 14:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Argentiniens Börsenwunder – und die große Falle dahinter
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Argentinien meldet sinkende Inflation und steigende Devisenreserven – doch mit Refinanzierungsbedarf von 25 Milliarden Dollar pro Jahr und extremen Kursausschlägen bleibt das Land eines der volatilsten Investments weltweit.
Der MSCI Argentina hat seit Oktober über 60 Prozent zugelegt, getrieben von Reformen. Doch hohe Volatilität und soziale Spannungen machen den Boom fragil.

Der Boom ist da – die Zweifel auch

Argentinische Aktien schießen nach den Zwischenwahlen nach oben, internationale Investoren kehren zurück, der Peso wirkt so stabil wie seit Jahren nicht mehr. Und doch stellt sich eine Frage, die jeder Schwellenländer-Anleger kennt: Ist das eine Trendwende – oder erst das Vorspiel einer neuen Value Trap?

Dass der MSCI Argentina seit Oktober über 60 Prozent zugelegt hat, ist keine statistische Randnotiz. Es ist das deutlichste Signal, dass Märkte Mileis Reformprogramm honorieren: weniger Staat, weniger Subventionen, weniger Bürokratie. Allein im öffentlichen Dienst wurden 40.000 Stellen gestrichen, die Ministerien halbiert, der Staatshaushalt erstmals seit Jahrzehnten ausgeglichen. Eine Leistung, die selbst langjährige Skeptiker überrascht hat.

Aber Geschwindigkeit ersetzt keine Stabilität. Und genau hier beginnt das eigentliche Investmentproblem.

Die Inflation sinkt – aber noch lange nicht genug

Argentinien meldet seit Jahresbeginn Monat für Monat rückläufige Preissteigerungen. Von 25,5 Prozent im Dezember 2023 auf rund zwei Prozent im Herbst 2025. Ein Erfolg – allerdings ein relativer. Denn selbst zwei Prozent pro Monat bedeuten eine Inflation im hohen zweistelligen Jahresbereich. Für Zentralbanker wäre das in normalen Zeiten ein Notfallmodus. Für Argentinien wirkt es plötzlich wie Erholung.

Der Peso wirkt ebenfalls entspannter. Der berüchtigte Dollar Blue – Symbol der Schattenwirtschaft – liegt kaum noch über dem offiziellen Wechselkurs. Die Spanne von über 150 Prozent ist verschwunden. Doch das neue System ist alles andere als starr: Ein flexibler Korridor, den Milei nun offenbar bis 2027 beibehalten will. Stabilität ja – aber nicht ohne Risiko.

Dass die Devisenreserven von 19 auf 31,5 Milliarden Dollar gestiegen sind, hilft – aber sie sind nicht komfortabel. Die kommenden zwei Jahre bringen Refinanzierungsbedarf von jeweils 25 Milliarden Dollar. Das System bleibt verletzlich.

Gigantische Chancen – und ein fragiles Fundament

Die Liste neuer Investitionsprojekte ist beeindruckend:

  • 6 Milliarden Dollar für ein LNG-Exportprojekt aus Kanada,
  • 15 Milliarden Dollar für eine neue Kupfermine,
  • ein Potenzial von 15 Milliarden Dollar Kupferexporten jährlich bis 2030.

Und dann ist da noch Vaca Muerta, eine der weltweit größten Schiefergas- und Schieferölreserven. Ohne Frage: Argentinien könnte ein Energie- und Rohstoffriese werden.

Doch die Rahmendaten sind entscheidend. Der MSCI Argentina ist hochkonzentriert:
36 % Energie,
34 % Finanzen,
16 % Versorger.

Drei Sektoren bestimmen 86 Prozent des Marktes. In einem politisch getriebenen Umfeld steigen und fallen sie gemeinsam – unabhängig von Fundamentaldaten. Das macht die Rally anfällig für Schocks.

Günstige Bewertungen? Ja. Kaufargument? Nein.

Ein KGV von 10,5 klingt nach Schnäppchen – 25 Prozent unter Emerging Markets, 50 Prozent unter dem ACWI. Doch niedrige Bewertungen sind in einem Land wie Argentinien kein Geschenk, sondern ein Warnsignal.

Portfolio-Manager Claus Born sagt es klar: „Wenn Mileis Reformprogramm funktioniert, gibt es erhebliches Potenzial. Wenn nicht, werden günstige Bewertungen noch günstiger.“

Das ist der Kern der Value-Trap-Debatte: Die Unternehmen sind billig, weil das Land riskant ist. Und das Land bleibt riskant – solange Reformschritte schneller kommen als gesellschaftliche Akzeptanz.

Die Nebenwirkungen der Reformen

Mileis Sparkurs fordert Opfer. 240.000 Arbeitsplätze sind verschwunden. Firmenpleiten steigen. Rentner verarmen. Die Proteste nehmen zu. Die Frage ist nicht, ob der Reformschmerz existiert – sondern ob die Bevölkerung ihn langfristig toleriert.

Wenn nicht, könnte Mileis politische Basis bröckeln. Und dann kippt das Narrativ von „Reformwunder“ zurück zu „argentinischem Zyklus“.

Die Volatilität spricht eine deutliche Sprache

Der MSCI Argentina hat eine drei­jährige annualisierte Volatilität von 55,6 Prozent.
Zum Vergleich:
MSCI Emerging Markets: 15,6 Prozent
MSCI ACWI: 12,3 Prozent

Das ist nicht nur volatil – das ist extrem. Wer hier investiert, handelt nicht eine Aktie, sondern ein Land im radikalen Transformationsmodus.

Wird Argentinien zur Erfolgsgeschichte – oder zur Wiederholung der Vergangenheit?

Argentinien hat alle Zutaten für einen wirtschaftlichen Turnaround: Rohstoffe, Investoreninteresse, eine Regierung mit Reformwillen und eine relative Programmkonsistenz. Doch auf der anderen Seite stehen soziale Spannungen, enorme Auslandsschulden und ein Reformprozess, der schneller läuft als die Geduld vieler Menschen.

Der Schlüssel liegt nicht in der Börse, sondern auf der Straße:
Bleibt die Bevölkerung bereit, die Schmerzen des Übergangs zu tragen?
Oder fällt die Politik wieder in alte Muster – und mit ihr die Wirtschaft?

Genau hier entscheidet sich, ob Argentinien eine historische Chance nutzt.

Oder eine weitere Value Trap bleibt.

Finanzen / Börse / Argentinien / Inflation / Reformen
[InvestmentWeek] · 24.11.2025 · 14:00 Uhr
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