Wenn Maschinen Familienmitglieder werden: Die erstaunliche Bindung von Kindern zu Vorleserobotern
Die Fähigkeit, emotionale Beziehungen zu Maschinen aufzubauen, scheint viel weniger futuristisch zu sein, als man denken könnte. Eine aufschlussreiche Studie zweier kanadischer Wissenschaftlerinnen, veröffentlicht in der Fachzeitschrift "Frontiers in Robotics and AI", zeigt, dass Familien in wenigen Jahren eine bemerkenswerte emotionale Bindung zu simplen Haushaltsrobotern entwickeln können.
Im Rahmen des Experiments erhielten 19 Familien im Jahr 2021 einen Vorleseroboter namens Luka, der den Vorschulkindern beim Lesenlernen half. Obwohl die Kinder bald keine Unterstützung mehr beim Lesen benötigten, blieb Luka in 18 der 19 Haushalte präsent. Einige Kinder bezeichneten den 24 Zentimeter großen, freundlich wirkenden Roboter als "kleinen Bruder" oder sogar als "einziges Haustier", das sie jemals hatten. Diese Bezeichnungen unterstreichen die emotionale Dimension, die der Roboter im Alltagsleben der Familien einnahm.
Ein bemerkenswerter Aspekt der Studie zeigt, dass die Roboter nicht aus technischer Notwendigkeit behalten wurden, sondern vielmehr aus nostalgischen Gründen. Eltern und Kinder empfanden eine starke emotionale Bindung zu Luka, der nicht nur ein Vorlesegerät gewesen zu sein scheint, sondern zur verwobenen Familiengeschichte gehörte. Der Roboter fand seinen Platz auf Bücherregalen und Schreibtischen, oft individuell dekoriert. Manche Familien sprachen sogar davon, Luka die gesamte kindliche Entwicklung hindurch, vielleicht sogar bis zum College, zu begleiten.
Was verdeutlicht dieser tiefgehende Einblick? Selbst einfache Roboter sind in der Lage, bedeutende soziale Rollen in menschlichen Haushalten zu übernehmen. Dies geschieht ohne den Einsatz komplizierter Technologien – ein Beweis dafür, dass einfache soziale Signale ausreichen können. Die Forscherinnen Zhao Zhao und Rhonda McEwen betonen, dass dies lediglich der Anfang sein könnte. Die zunehmende Präsenz sozialer Roboter in unseren Haushalten könnte Generationen von mechanischen Gefährten mit sich bringen – einige aktiv, andere längst im Ruhestand, aber aufbewahrt an Ehrenplätzen, reich beladen mit Erinnerungen und Geschichten.

