Chemieindustrie in der Krise: Eine Branche unter Druck
Die deutsche Chemieindustrie sieht auch in naher Zukunft kein Licht am Ende des Tunnels. „Die Lage in der Branche bleibt angespannt, und 2025 war erneut ein Jahr voller Herausforderungen“, erklärte Markus Steilemann, Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) in Frankfurt, und zeigte sich pessimistisch für die kommenden Jahre.
Aktuell sind die Produktionsanlagen der Chemiebranche, welche sich hinter dem Auto- und Maschinenbau als drittgrößte Industriebranche Deutschlands platziert, nur zu 70 Prozent ausgelastet – ein unerreichter Tiefstand, der wirtschaftlich nicht rentabel ist. Im Durchschnitt beklagt jedes zweite Unternehmen zu wenige Bestellungen, die seit 2021 um gut 20 Prozent im In- sowie Ausland eingebrochen sind.
Für 2026 prognostiziert der VCI für die chemisch-pharmazeutische Branche eine stagnierende Produktion, während speziell für die Chemie ein Produktionsrückgang von einem Prozent erwartet wird. Die Kombination aus sinkenden Preisen und stagnierender Produktion signalisiert ein Umsatzminus von rund zwei Prozent. Gründe für den Andauer der Krise sind hohe Energiepreise, die globale Konjunkturflaute und ein Überangebot an Basischemikalien sowie die Zollpolitik der USA.
2025 schlossen die wirtschaftlichen Kennzahlen der chemisch-pharmazeutischen Industrie mit einem leichten Rückgang: Die Produktion und Erzeugerpreise sanken um 0,5 Prozent, der Umsatz fiel um ein Prozent auf 220 Milliarden Euro. Besonders in der Chemie sank die Produktion um 2,5 Prozent und der Umsatz um drei Prozent. Im Gegensatz hierzu verzeichnete die Pharmabranche, welche weniger konjunkturanfällig ist, ein Produktionswachstum von drei Prozent und einen Umsatzzuwachs von 4,5 Prozent.
Die Gesamtbeschäftigung nahm leicht um 0,5 Prozent auf etwa 478.000 Beschäftigte ab. Der VCI warnt, dass geplante Anlagenschließungen oder Produktionsverlagerungen in naher Zukunft einen weiteren Stellenabbau nach sich ziehen könnten.
Die Stimmung in der Branche bleibt pessimistisch. Das Geschäftsklima hat sich laut Ifo-Institut im Oktober merklich verschlechtert. Unternehmen wie BASF, Evonik und Wacker Chemie reagieren mit Sparprogrammen und Stellenabbau. Markus Kamieth, Chef von BASF, sagte im Gespräch mit dem „Handelsblatt“, dass die Chemieindustrie „wohl ihre schwierigste Zeit seit einem Vierteljahrhundert“ durchlebe.

