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Wasserstoff und Stahl: Warum Friedrich Merz skeptisch bleibt

23. Januar 2025, 18:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Friedrich Merz stellt die Wasserstoffstrategie der Ampel infrage und warnt vor den Risiken der sogenannten "grünen Stahlproduktion". Doch hat er recht? Und wie steht es um die physikalische Realität und wirtschaftliche Machbarkeit von grünem Wasserstoff? Eine Analyse.

Direkt ins Thema: Merz in Bochum

Auf der Betriebsrätekonferenz der CDA in Bochum formulierte CDU-Chef Friedrich Merz klare Worte:

„Ich glaube persönlich nicht daran, dass der schnelle Wechsel hin zum wasserstoffbetriebenen Stahlwerk erfolgreich sein wird.“

Seine Begründung: Der benötigte Wasserstoff sei in den notwendigen Mengen nicht verfügbar, und die Mehrkosten pro Tonne Stahl würden den Industriestandort Deutschland schwächen.

Die Reaktionen auf diese Aussage ließen nicht lange auf sich warten. Vertreter von SPD und Grünen betonten, dass die Umstellung der Stahlproduktion auf Wasserstoff entscheidend für Deutschlands Klimaschutzziele sei.

Sie sehen in „grünem Stahl“ nicht nur ein Vorzeigeprojekt der Dekarbonisierung, sondern auch eine potenzielle Blaupause für die globale Stahlindustrie.

Doch Merz’ Einwände treffen einen wunden Punkt: Wie realistisch ist die flächendeckende Umstellung auf Wasserstoff – und vor allem, zu welchem Preis?

Der Plan: Grüner Wasserstoff für grünen Stahl

Der Ansatz, Wasserstoff als Ersatz für Kohle in der Stahlproduktion zu nutzen, ist technisch erprobt. Direktreduktionsverfahren ermöglichen die Erzeugung von „grünem Stahl“, indem Wasserstoff statt Koks als Reduktionsmittel eingesetzt wird. Dabei wird Eisenerz zu sogenanntem Eisenschwamm verarbeitet, der anschließend in einem elektrischen Lichtbogenofen geschmolzen wird.

Das Problem: Die gesamte Prozesskette hängt von der Verfügbarkeit und dem Preis von grünem Wasserstoff ab. Dieser wird durch Elektrolyse gewonnen, einem Verfahren, das enorm viel Energie benötigt.

300 Euro Mehrkosten pro Tonne grünen Stahl – ein Risiko für den Industriestandort Deutschland.

Laut Studien gehen bei der Herstellung von Wasserstoff aus erneuerbarem Strom und dessen späterer Nutzung in der Stahlproduktion bis zu 75 Prozent der eingesetzten Energie verloren.

Ein Beispiel: Um eine Tonne grünen Stahl herzustellen, werden etwa viermal so viel Strom benötigt, wie bei der Nutzung fossiler Energieträger. Solange Deutschland nicht über massive Überschüsse an grünem Strom verfügt, bleibt der Wasserstoffhype ein teures und energieintensives Unterfangen.

Die wirtschaftliche Realität

Friedrich Merz spricht einen zentralen Punkt an: Die Kosten. Nach aktuellen Schätzungen erhöht die Nutzung von grünem Wasserstoff die Produktionskosten von Stahl um 300 Euro pro Tonne.

Diese Mehrkosten könnten den Wettbewerbsvorteil der deutschen Industrie im globalen Markt ernsthaft gefährden.

Während Länder wie China, Indien und die USA weiterhin stark auf fossile Energiequellen und Atomkraft setzen, würde Deutschland mit grünen Technologien und hohen Produktionskosten den Anschluss verlieren. „Wenn der Export nicht mehr wettbewerbsfähig ist, ist die gesamte Branche in Gefahr“, warnen Branchenexperten.

Technologie vs. Vision: Merz Position

Merz ist sich der Bedeutung von erneuerbaren Energien bewusst und betonte in einem späteren Interview, dass er die Wasserstofftechnologie nicht ablehnt.

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Er forderte jedoch eine realistischere Bewertung der Machbarkeit und einen pragmatischen Ansatz: Grüner Wasserstoff sollte dort eingesetzt werden, wo es keine Alternativen gibt – etwa in der Chemieindustrie oder im Schwerlastverkehr.

Die derzeitigen Pläne der Bundesregierung, Milliarden in die Förderung von Wasserstoffprojekten zu investieren, sieht Merz skeptisch. „Wir reden hier über eine Technologie, die weltweit kaum im Einsatz ist und die auf Dauer nur funktioniert, wenn Strom in unbegrenztem Umfang verfügbar ist.“

Die physikalische Realität

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, warum Merz’ Zweifel berechtigt sind. Von 100 Prozent eingesetztem Strom bleiben nach der Umwandlung in Wasserstoff und der Rückverstromung lediglich 25 Prozent übrig. Die übrigen 75 Prozent gehen als Wärmeverlust verloren.

Diese Energieverluste stellen ein großes Problem dar, denn der grüne Strom, der für die Wasserstoffproduktion verwendet wird, fehlt an anderer Stelle – etwa im allgemeinen Stromnetz, wo er direkt CO2-Emissionen senken könnte.

Ein sinnvollerer Ansatz, so Merz, wäre die sofortige Einspeisung von grünem Strom ins Netz, um den Anteil erneuerbarer Energien im Strommix zu erhöhen. Die Stahlproduktion könnte parallel durch den Einsatz von fossilem Gas als Reduktionsmittel deutlich CO2-effizienter gestaltet werden.

Politik
[InvestmentWeek] · 23.01.2025 · 18:00 Uhr
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