Warren Buffett spendet erneut Milliarden – und bereitet seinen Abschied als CEO vor
Insgesamt fließen in diesem Jahr Aktien im Gegenwert von rund 1,3 Milliarden US-Dollar an wohltätige Organisationen – vor allem an die Stiftungen seiner drei Kinder.
Buffett begründet den Schritt mit seinem Alter und der Tatsache, dass auch seine Kinder inzwischen jenseits der 70 sind. Er wolle ihnen noch zu Lebzeiten größtmögliche Freiheit und Verantwortung geben, heißt es in dem Schreiben. Buffett betont, dass seine Kinder „in der Blüte ihrer Weisheit“ seien.
Der Zeitpunkt ist nicht zufällig: Zum Jahresende gibt Buffett das Amt des CEO ab. Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze des Konzerns übernimmt Greg Abel – seit Jahren sein designierter Nachfolger. Buffett bleibt jedoch Verwaltungsratschef und will sich einmal im Jahr persönlich an die Aktionäre wenden.
Strategischer Balanceakt: spenden, ohne Kontrolle zu verlieren
Sein Vermögen steckt zum größten Teil in Berkshire-Aktien. Um spenden zu können, wandelt Buffett hochpreisige A-Aktien in B-Aktien um. Erst danach werden die Aktien übertragen. Dabei muss der Investor abwägen: Je mehr A-Aktien er abgibt, desto stärker sinkt sein Stimmrechtsanteil – und damit der Einfluss auf Berkshire.
Buffett macht deutlich, dass er diesen Machtverlust nicht zu schnell herbeiführen möchte. Er will Abel in der Übergangsphase stützen: Erst wenn die Aktionäre dem neuen CEO genauso vertrauen wie er selbst, will er weitere A-Aktien abgeben.
Berkshire bleibt damit weiter ein außergewöhnliches Konstrukt: ein globaler Multi-Konzern mit Versicherungen, Energiegeschäften, Industriebeteiligungen und einem Aktienportfolio von rund 250 Milliarden Dollar – gesteuert nach Prinzipien, die Buffett und sein langjähriger Partner Charlie Munger über Jahrzehnte etabliert haben.
Rückzug mit Weitblick – und mit klarer Einschätzung des Marktes
Buffett äußert sich in seinem Brief auch überraschend offen zu Alter und Gesundheit. Er habe Schwierigkeiten beim Lesen und bewege sich langsamer, sei aber weiterhin fünf Tage die Woche im Büro. Noch immer gebe es Momente, in denen er „eine nützliche Idee“ habe. Gleichzeitig warnt er davor, von dauerhafter Marktstärke auszugehen. Seit zwölf Quartalen reduziert Berkshire sein Aktienportfolio – Buffett hält viele Bewertungen für überzogen.
Er erinnert die Aktionäre daran, dass Rückschläge zum Investieren dazugehören. Berkshire-Aktien hätten in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals rund 50 Prozent verloren – ohne den langfristigen Erfolg zu gefährden. Anleger sollten diesen Schwankungen mit Gelassenheit begegnen.
„Amerika wird sich erholen. Und Berkshire-Aktien ebenfalls“, schreibt Buffett.
Für Investoren ist seine Botschaft eindeutig: Nicht Panik bestimmt langfristigen Erfolg, sondern Geduld. Buffett plant, dass seine Kinder und sein Nachfolger diesen Weg fortführen – und er selbst nutzt seine letzten Monate als CEO, um das Erbe zu ordnen und sein Vermögen dorthin zu lenken, wo es aus seiner Sicht am meisten bewirkt.


