Unruhen zum «Tag des Zorns» in Jerusalem

16. März 2010, 20:17 Uhr · Quelle: dpa
Jerusalem (dpa) - Der Nahe Osten wird erneut zum Schauplatz der Gewalt: An einem von der radikal-islamischen Hamas ausgerufenen «Tag des Zorns» ist es in Jerusalem und im Westjordanland zu schweren Unruhen gekommen.

Bei Straßenkämpfen mit der israelischen Polizei wurden am Dienstag nach Angaben palästinensischer Sanitäter etwa 100 Palästinenser verletzt. Gut 60 Palästinenser wurden nach Polizeiangaben festgenommen. 14 israelische Polizisten erlitten Verletzungen. Auch im Gazastreifen gingen aus Protest gegen die Lage in Jerusalem Tausende von Palästinensern auf die Straße.

Der amerikanische Nahost-Gesandte George Mitchell verschob unterdessen einen geplanten Vermittlungsbesuch vor dem Hintergrund des Streits um den geplanten israelischen Siedlungsausbau im Nordosten Jerusalems. Nach ihrer scharfen Kritik an dem Projekt schlug US-Außenministerin Hillary Clinton jedoch am Dienstag wieder versöhnlichere Töne an. «Zwischen den USA und Israel und zwischen Amerikanern und Israelis gibt es eine enge, unerschütterliche Verbindung», betonte Clinton in Washington. Das heiße allerdings nicht, dass die US-Regierung den Plänen zustimme.

Die Gewalt brach am Dienstag in verschiedenen Teilen Jerusalems aus: Von den frühen Morgenstunden an warfen Demonstranten in arabischen Stadtteilen im Norden und Osten mit Steinen und zündeten Autoreifen an. Sie folgten damit dem Aufruf der Hamas zum «Tag des Zorns». Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten gegen die Demonstranten ein. Aus Furcht vor neuer Gewalt zog die Polizei hunderte weitere Sicherheitskräfte in Jerusalem zusammen. Bis Freitag soll erhöhte Alarmbereitschaft gelten.

Hintergrund der Unruhen sind Befürchtungen der Palästinenser, rechtsgerichtete Israelis könnten auf den Tempelberg in Jerusalem vordringen, um dort den Grundstein für einen neuen jüdischen Tempel zu legen. Muslime verehren den Tempelberg mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom als Haram al-Scharif (Edles Heiligtum). Er steht nach jüdischer Überlieferung auf den Überresten des im Jahre 70 zerstörten zweiten jüdischen Tempels. Polizeisprecher Rosenfeld betonte am Dienstag, weder jüdische Gruppen noch Touristen dürften gegenwärtig die umkämpfte heilige Stätte besuchen. «Auf den Tempelberg dürfen nur muslimische Gläubige, die älter als 50 Jahre alt sind.»

Am Montagabend war im jüdischen Viertel Jerusalems nahe dem Tempelberg eine alte Synagoge wieder eingeweiht worden. Palästinenser legten dies als Beweis für israelische Pläne zur Ausweitung der Kontrolle in Jerusalems Altstadt und weitere Bedrohung des Tempelbergs aus. In Jordanien demonstrierten am Dienstag mehrere hundert Menschen gegen die Einweihung der Churva-Synagoge. Das jüdische Viertel ist Teil der Altstadt, die Israel 1967 erobert hatte.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton wollte am Mittwoch Israel und die Palästinensergebiete besuchen. Am Nachmittag waren Treffen mit dem Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas in Ramallah und dem israelischen Außenminister Avigdor Lieberman in Jerusalem vorgesehen. Die EU-Repräsentantin wollte auch den blockierten Gazastreifen besuchen. Ashton hatte am Dienstag ihre Nahostreise fortgesetzt und in Damaskus den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad getroffen. Assad forderte eine eindeutigere Haltung der Europäischen Union im Nahostkonflikt.

Clintons versöhnlichere Töne wurden in Israel mit Erleichterung aufgenommen. Netanjahu begrüßte am Dienstagabend die «warmen Äußerungen» Clintons und verwies auf die Verpflichtungen der USA für die Sicherheit Israels. Clinton bestätigte, der US-Gesandte Mitchell werde die Region besuchen, um dort indirekte Friedensgespräche anzustoßen. Einen neuen Termin für die ursprünglich für Dienstag anberaumte Reise gab sie jedoch nicht bekannt.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte einen Richtungswechsel von Israel. Die Situation im weitgehend abgeriegelten Gazastreifen sei außerordentlich besorgniserregend, sagte Ban am Dienstag im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York. «Sie ermutigt Schmuggler und gibt Extremisten Auftrieb.» Weil er über die Entwicklung «zutiefst frustriert» sei, werde er nach den Gesprächen des Nahostquartetts - UN, USA, EU und Russland - am Freitag in Moskau in den Nahen Osten reisen. «Es ist Zeit für einen Richtungswechsel», sagte er.

Konflikte / USA / Nahost
16.03.2010 · 20:17 Uhr
[7 Kommentare]
Mahmud Abbas (Archiv)
Berlin - Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat am Samstag mit dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, telefoniert. Das Gespräch sei "ausführlich" gewesen und habe "in freundlicher Atmosphäre" stattgefunden, sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius am Vormittag. Beide Attribute werden bei solchen Gelegenheiten selten erwähnt. Der Bundeskanzler habe "seine […] (00)
vor 6 Minuten
Afrikas werden zu Kohlenstoffschleudern: Wie ein ganzer Kontinent seine CO₂-Bilanz verändert
Afrikas Wälder befinden sich an einem kritischen Wendepunkt. Jahrzehntelang galten sie als zuverlässige Kohlenstoffsenken: dichte Regenwälder, weitläufige Feuchtgebiete und ausgedehnte Baumflächen entzogen der Atmosphäre CO₂ und banden den Kohlenstoff in Holz, Laub und Böden. Aktuelle Untersuchungen zeigen jedoch, dass sich dieses Bild verändert. Satellitendaten, verstärkte Feldbeobachtungen und […] (01)
vor 17 Stunden
Thomas Gottschalk
Köln (dpa) - Heute um 20.15 Uhr ist es so weit: TV-Legende Thomas Gottschalk zieht sich mit einer letzten großen Show aus der Samstagabendunterhaltung zurück. Wenige Stunden bevor er noch einmal ins Rampenlicht tritt, wandte er sich mit einer Botschaft an seine Fans: «Macht euch um mich bitte keine Sorgen», sagte der 75-Jährige in einem auf Instagram veröffentlichten Video. «Ihr wisst, dass ich die […] (00)
vor 4 Minuten
Path of Exile 2: The Last of the Druids bringt kostenloses Wochenende und Vaal-Terror
Grinding Gear Games holt zum großen Schlag aus und veröffentlicht am 12. Dezember nicht nur ein monumentales Update, sondern öffnet die Pforten von Wraeclast für alle Neugierigen. Im Rahmen eines kostenlosen Wochenendes, das bis zum 15. Dezember andauert, dürfen Abenteurer auf PC, PlayStation, Xbox und im Epic Games Store in die düstere Welt von Path of Exile 2: The Last of the Druids eintauchen. […] (00)
vor 32 Minuten
«Star Wars»-Star Daisy Ridley kommt zum ZDF
Der Fernsehsender wird «Das Erwachen der Jägerin» am späten Abend ausstrahlen. Im Anschluss kommt die Premiere von Benjamin Pfohls Werk. Das ZDF-Montagskino präsentiert am 22. Dezember 2025 um 22: 20 Uhr die Free-TV-Premiere des Psychothrillers Das Erwachen der Jägerin (Originaltitel: «The Marsh King’s Daughter»). Regisseur Neil Burger («Divergent») inszeniert die Bestsellerverfilmung nach dem Roman von Karen Dionne mit «Star Wars»-Star Daisy […] (00)
vor 1 Stunde
FSV Mainz 05 - Bor. Mönchengladbach
Mainz (dpa) - Nach dem nächsten sportlichen Tiefschlag arbeitet Bundesliga-Schlusslicht FSV Mainz 05 mit Hochdruck an der Verpflichtung eines neuen Trainers. «Wir sind auf Kurs, bis Montag alles unter Dach und Fach zu bekommen und mit einem neuen Trainer in die letzten zwei Wochen zu starten», sagte FSV-Sportdirektor Niko Bungert nach der 0: 1-Heimpleite gegen Borussia Mönchengladbach. «Gute Gespräche […] (00)
vor 4 Stunden
Kostenloses Stock Foto zu 50 €, anlagestrategie, banknoten
Eine beträchtliche Anzahl von Nutzern des Pi Network (genannt Pioniere) hat sich über die Jahre hinweg über die Know-Your-Customer (KYC) Verfahren beschwert, die manchmal Wochen und Monate dauerten. Dies geschah sogar schon vor dem Produktstart im Jahr 2025. Das Kernteam hat in den letzten Monaten mehrere Verbesserungen vorgenommen, und die neueste wurde am Freitag bekanntgegeben. KI-Integration […] (00)
vor 2 Stunden
Future Fuels beschleunigt Uranexploration im “Hornby Basin”
Lüdenscheid, 06.12.2025 (PresseBox) - Future Fuels Inc. (ISIN: CA36118K1084 | WKN: A40TUW). Future Fuels oder das Unternehmen, freut sich bekannt zu geben, dass es offiziell das Genehmigungsverfahren für Bohrungen in seinem zu 100 % unternehmenseigenen Uranprojekt “Hornby Basin” eingeleitet hat, das sich etwa 95 Kilometer südwestlich von Kugluktuk (Nunavut) befindet. Der wichtigste Vermögenswert […] (00)
vor 1 Stunde
 
Sabrina Carpenter
Washington (dpa) - Das Weiße Haus wirbt erneut mit Sabrina Carpenter für seine rigide […] (03)
Kanzler Friedrich Merz
Berlin (dpa) - Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bricht heute zu seinen Antrittsbesuchen in […] (01)
Bolsonaro nominiert Sohn als Präsidentschaftskandidaten
Brasília (dpa) - Der Sohn des inhaftierten brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro will […] (05)
Friedrich Merz und Bart De Wever (Archiv)
Brüssel - Im Streit um den Umgang mit eingefrorenem russischen Vermögen hat Bundeskanzler […] (06)
Owen Cooper
(BANG) - Owen Cooper wird immer noch von seinen Lehrern "angeschrien". Der 15-jährige […] (00)
Fußball-WM 2026 - Auslosung Vorrunde
Washington (dpa) - Die Vergabe des neuen FIFA-Friedenspreises an US-Präsident Donald Trump bei […] (00)
Delta beziffert Schaden durch US-Government Shutdown auf 200 Millionen Dollar
200 Millionen Dollar Ergebnisbelastung Delta Air Lines rechnet damit, dass der jüngste […] (00)
Apple Music Replay 2025 ab sofort abrufbar
In der Apple Music App steht seit Dienstag der Apple Music Replay 2025 zur Verfügung, was die […] (00)
 
 
Suchbegriff