Überqualifiziert in England: Wenn Talente auf passende Jobchancen treffen
Eine aktuelle Studie der OECD wirft ein Schlaglicht auf die ungewöhnlich hohe Rate an Überqualifizierung unter den Arbeitnehmern in England, ein Phänomen, das in keinem anderen fortgeschrittenen Mitgliedsland der Organisation so stark ausgeprägt ist. Mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer über 25 Jahren geben an, über Bildungskompetenzen zu verfügen, die weit über das für ihre aktuelle Tätigkeit notwendige Maß hinausgehen.
Beeindruckend ist der Anstieg dieser Quote von etwa 30 Prozent im Jahr 2012 auf mittlerweile über 37 Prozent im Jahr 2023 – ein Wert, der Deutschland und Co. mit dem OECD-Durchschnitt von 23 Prozent weit übertroffen hat. Diese Entwicklung wirft Fragen über das Gleichgewicht von Bildungsangeboten und realen Beschäftigungsmöglichkeiten auf und stellt insbesondere die Herausforderung dar, qualifizierte Jobs außerhalb der Londoner Metropole zu schaffen.
Die Arbeiterregierung hat für das nächste Frühjahr eine neue industrielle Strategie angekündigt, die sich der gezielten Förderung aufstrebender Branchen wie der fortschrittlichen Fertigung, sauberer Energie und der Lebenswissenschaften widmen wird. Diese Initiative ist besonders bedeutend, da laut Xiaowei Xu vom Institute for Fiscal Studies die wachsende Nachfrage nach Akademikern vor allem in und um London konzentriert ist.
Obwohl einige Graduiertengruppen, etwa im Finanzsektor, weniger häufig überqualifiziert sind, ist der Anteil in Sektoren wie Einzelhandel und Gastgewerbe weitaus höher. Xu betonte, dass die Ansammlung professioneller Dienstleistungen in der Hauptstadt einen Teufelskreis geschaffen hat, der sich nicht allein durch vermeintliche Maßnahmen wie die Dezentralisierung von Behördenämtern lösen lässt.
Die zunehmenden Lebenshaltungskosten und die Skepsis gegenüber minderwertigen Studiengängen tragen dazu bei, dass immer weniger Schulabgänger im Vereinigten Königreich den Schritt an die Universität wagen. Trotz dieser Herausforderungen argumentieren Experten wie Nick Hillman, dass Abschlüsse sowohl individuell als auch gesellschaftlich zahlreiche Vorteile bringen.
Interessanterweise zeigt die OECD-Umfrage eine Verbesserung der Rechenfähigkeiten in England, jedoch stagnierende oder sinkende Leseleistung in anderen Volkswirtschaften. Dies untermauert die Forderung der britischen Regierung, unter der Leitung von Jacqui Smith, eine Kultur des lebenslangen Lernens zu entwickeln, um alle Bürger fit für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt zu machen.

