Temu unter Druck: Deutsche Verbraucher skeptisch gegenüber Online-Riesen
Die Wahrnehmung des chinesischen Online-Marktplatzes Temu ist in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern signifikant negativer. Einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsinstituts Appinio zufolge, die im Auftrag von Remazing durchgeführt wurde, hat beinahe jeder fünfte Deutsche (etwa 18 Prozent) ein sehr negatives Bild von Temu. Insgesamt bezeichnen 50 Prozent der Befragten in Deutschland ihre Sichtweise als „sehr negativ“, „negativ“ oder „eher negativ“.
Ein ähnlich skeptisches Bild ergibt sich nur für Frankreich. Anders gestaltet sich die Situation hingegen in Ländern wie Italien, Großbritannien, den USA und Spanien. Während spanische Konsumenten zu lediglich 4 Prozent eine sehr negative Meinung zu Temu haben, sind es in den USA 8 Prozent, in Italien und Großbritannien jeweils 11 Prozent und in Frankreich etwa 16 Prozent.
Insgesamt wurden in der Studie 6.000 Menschen in sechs Ländern befragt, von denen gut 5800 Temu kannten. Ergänzend bekräftigt eine Untersuchung des Handelsforschungsinstituts IFH, dass viele deutsche Verbraucher nicht nur Temu, sondern auch andere Plattformen wie Shein kritisch beäugen. Die Hauptgründe sind die mangelnde Produktqualität und die Angst vor Fälschungen, die jeweils von 83 und 60 Prozent der Befragten genannt werden.
Trotz dieser Skepsis gehört Temu zu den größten Onlinehändlern auf dem deutschen Markt. Im ersten Halbjahr 2024 belegte der Marktplatz laut Yougov Erhebungen den sechsten Platz nach Bestellvolumen, wobei etwa 1,3 Millionen Deutsche Temu nutzten. Temu steht zudem unter öffentlicher Kritik. Verbraucherschützer, Politik und Verbände bemängeln die Produktqualität sowie unzureichende Sicherheitsstandards.
Der Vorwurf, von rechtlichen Schlupflöchern wie der 150-Euro-Zollfreigrenze zu profitieren, erhärtet sich. Im Oktober hat die EU-Kommission ein Verfahren gegen Temu initiiert, da der Marktplatz verdächtigt wird, unzureichend gegen illegale Produkte wie Plagiate vorzugehen.

