Politischer Wechsel im Bundeswirtschaftsministerium: Abschied von Ludwig Erhards Erbe?
Die traditionsreiche Büste von Ludwig Erhard, einem der bedeutendsten Mitbegründer der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland, wurde aus dem Eingangsbereich des Bundeswirtschaftsministeriums entfernt. Diese symbolische Entscheidung traf der Leihgeber der Büste aus Protest gegen den aktuellen Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen, da der Minister im Begriff ist, das Ministerium zu verlassen. Eine Ersatzbüste ist nicht geplant, was in der Hausleitung des Ministeriums keine Priorität einzunehmen scheint.
Ein überraschender Nebeneffekt dieser Entwicklung ist das offensichtliche Desinteresse bedeutender politischer Akteure an der Nachfolge im Wirtschaftsministerium. Sowohl Carsten Linnemann als auch Jens Spahn haben abgelehnt, das Amt zu übernehmen. Es wird gemunkelt, das Ministerium habe dermaßen an Einfluss eingebüßt, dass die Rolle des Wirtschaftsministers heutzutage als unattraktiv empfunden wird. Sollte sich nicht bald ein ambitionierter Kandidat finden, droht dem Wirtschaftsministerposten lediglich das Schicksal eines repräsentativen Amts, das von Lobbyverbänden gesteuert wird.
Das Schicksal des Wirtschaftsministeriums hängt jedoch nicht zwingend alleine von strukturellen Veränderungen ab. Vielmehr wird entscheidend sein, wie zukünftige Minister oder Ministerinnen die ihnen verbleibende Rolle interpretieren und neu ausfüllen. Eine Neuausrichtung könnte frischen Wind in die von vielen als „entkernt“ empfundene Institution bringen, und somit das Amt aus seiner vermeintlichen Trivialität befreien.