Politische Spannung um Rentenpaket: Koalition zielt auf eigene Mehrheit
Die schwarz-rote Koalition steht vor einer entscheidenden Abstimmung im Bundestag über das umstrittene Rentenpaket und strebt entschlossen eine eigene Mehrheit an. Vizekanzler Lars Klingbeil mahnte in der ARD-Sendung "Maischberger" davor, sich auf die angekündigte Enthaltung der Linksfraktion zu verlassen. Ziel sei es, bis zur Abstimmung am Freitag eine zuverlässige Mehrheit zu organisieren. Klingbeil zeigte sich dennoch dankbar über das verantwortungsvolle Verhalten der Linksfraktion, hob jedoch den Anspruch der Koalition hervor, Entscheidungen unabhängig von der Unterstützung oppositioneller Parteien treffen zu können. Die CDU unterstreicht ebenfalls den Wunsch nach einer eigenständigen Mehrheit. Steffen Bilger, Geschäftsführer der Unionsfraktion, betonte gegenüber "t-online", dass man sich nicht auf das Verhalten der Opposition verlassen werde, sondern die Mehrheit für das Rentenpaket eigenständig sicherstellen möchte. Die Debatten innerhalb der Unionsfraktion über Abweichler, die sich gegen das Paket aufgrund der hohen Kosten positionieren, führen weiterhin zu internen Diskussionen.
Die Enthaltung der Linksfraktion könnte der Koalition durchaus einen Vorteil verschaffen. Bei Enthaltung der 64 Linke-Abgeordneten wird die notwendige Mehrheit auf 284 Stimmen reduziert, während die Koalition 328 Stimmen mobilisieren kann. Trotz dieser Erleichterung bleibt die SPD optimistisch. Annika Klose, sozialpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, äußerte sich zuversichtlich bezüglich einer Mehrheit für die Koalitionspläne am Freitag. Das Rentenpaket, das ein Rentenniveau von 48 Prozent bis 2031 vorsieht und die Mütterrente erweitert, bleibt dennoch umstritten. Kritiker innerhalb der Union warnen vor möglichen Milliardenkosten. Der Grünen-Sozialpolitiker Armin Grau sieht in der Abhängigkeit der Koalition von der Linksfraktion ein schlechtes Zeichen für die politische Lage, was die CDU-Parteiordnung zudem als heikel empfindet.
Eine Studie im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung kritisiert das Paket scharf und spricht von einem Einstieg in eine dauerhafte Staatsumlage. Der Anteil der Steuerfinanzierung an der Rentenversicherung könnte damit auf über 30 Prozent steigen. Mit Blick auf die Zukunft plant die Bundesregierung, bis Sommer eine Kommission zur Rentenreform zu etablieren, um die langfristige Gestaltung des Rentensystems zu überarbeiten.

