Plastiktütenschwund: Mehr Nachhaltigkeit gefordert
Fünf Jahre nach dem Plastikverbot im Einzelhandel fordern Umweltorganisationen eine Verschärfung der Regelungen. Obwohl das bestehende Verbot die Nutzung von Einweg-Plastiktüten signifikant reduziert hat, kritisiert Viola Wohlgemuth von der Deutschen Umwelthilfe, dass zu viele Plastiktüten im Umlauf bleiben.
Das bestehende Gesetz, in Kraft seit Januar 2022, verbietet Tüten mit einer Wandstärke von 15 bis 50 Mikrometern, während dünne Obst- und Gemüsebeutel weiterhin erlaubt sind. Doch manche Händler umgehen das Verbot mit minimal dickeren Plastiktüten. Wohlgemuth fordert, das Verbot auf Wandstärken bis zu 100 Mikrometern auszuweiten.
Ein Blick nach Indien zeigt, wie es anders geht: Dort sind sogar Plastiktüten bis 120 Mikrometern verboten. Wohlgemuth hebt hervor, dass selbst dünne Plastiktüten Mikroplastik freisetzen, das über Luft, Wasser und Nahrung in den menschlichen Körper gelangt.
Obwohl der Einzelhandel zunehmend auf wiederverwendbare Taschen setzt, mahnt Wohlgemuth an, Tüten seien oftmals zu günstig, was zu einem übermäßigen Konsum führt. Ein flächendeckendes Pfand- und Rücknahmesystem könnte Abhilfe schaffen.
Der Rückgang der Plastiktüte begann schon vor dem Gesetz. Bereits 2016 hatte sich der Handel verpflichtet, Plastiktüten nicht mehr unentgeltlich anzubieten. Vorreiter wie Rewe verbannten Plastik gänzlich und setzten auf Alternativen wie Mehrweg-Taschen.
Laut Eurostat reduzierte sich der Pro-Kopf-Verbrauch von Plastiktragetaschen in Deutschland erheblich - von 57,2 Tüten im Jahr 2018 auf 30,9 im Jahr 2023. Die Handelsbranche bejubelt ihren freiwilligen Umweltansatz als Erfolg.
Antje Gerstein vom Handelsverband Deutschland unterstreicht, dass innovative, nachhaltige Alternativen bei den Kunden gut ankommen. Auch Christine Bunte von Plastics Europe Deutschland sieht in robusten Mehrweg-Kunststofftaschen eine umweltfreundliche Lösung.
Demnach übertreffen sie in puncto Ökobilanz gar Stoffbeutel, die erst nach vielfacher Nutzung gleichziehen. Grünen-Politikerin Julia Schneider sieht Mehrweg längst als Norm beim Einkaufen.
Sie betont, dass das geplante EU-Regelwerk zu Verpackungen ab 2026 eine weitere Plastikreduktion bringen wird. Ein klarer Appell an die Bundesregierung, diese Chance für die Kreislaufwirtschaft zu nutzen.

