Neubaustrecke Hannover-Hamburg: Bürgerinitiativen schlagen Alarm
Während die Deutsche Bahn mit Hochdruck am ehrgeizigen Projekt der neuen ICE-Schnellstrecke Hannover-Hamburg arbeitet, formiert sich in der Bevölkerung zunehmend Widerstand. Laut dem Projektbeirat Alpha-E aus Bohlsen im Landkreis Uelzen drohen die Baukosten, ursprünglich auf 8,804 Milliarden Euro geschätzt, auf satte 14,121 Milliarden Euro anzuwachsen. Diese Prognosen berücksichtigen bereits diverse Bau- und Verzögerungsrisiken, weshalb die Bürgerinitiativen die Angaben der Deutschen Bahn in Frage stellen.
Das Bundesverkehrsministerium beurteilte das Vorhaben als wirtschaftlich, doch die Initiativen warnen vor erheblichen Zeitverzögerungen. Geplant ist eine Fertigstellung der etwa 109 Kilometer langen Strecke frühestens in 25 Jahren. Doch die Erfahrungswerte vergangener Bauprojekte lehren, dass Verzögerungen bis ins Jahr 2063 keineswegs unrealistisch erscheinen. Besonders kritisch sehen die Bürgerinitiativen die ökologischen Herausforderungen: Die Strecke könnte die Klimaneutralität Deutschlands, die bis 2045 erreicht werden soll, gefährden, da die CO2-Emissionen während der Bauphase beträchtlich wären, ohne kurzfristige Einsparungen zu bieten.
Auf der anderen Seite argumentiert die Deutsche Bahn, dass der Neubau der Strecke im Vergleich zum Ausbau der bestehenden Infrastruktur weniger zeitintensiv ist. Letzterer würde aufgrund der parallel laufenden Betriebsstörungen erhebliche Zeit- und Kostenaufwendungen erfordern. Diese Meinung teilen jedoch nicht alle. Auch die Landesregierung Niedersachsens zeigt sich skeptisch und fordert umfassende Raumverträglichkeitsprüfungen. Die geplante Neubaustrecke droht, die Umwelt der Lüneburger Heide erheblich zu belasten.
Verkehrsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) pocht daher auf die strenge Einhaltung des sogenannten Alpha-E-Kompromisses, der ursprünglich einen Ausbau der Bestandsstrecken vorsah. Mit einem Bahnsprecher, der auf die hohe Auslastung der aktuellen Strecke hinweist, wird die Diskussion um die drängende Notwendigkeit der Neubauarbeiten belebt. Dennoch bleibt die Frage offen, ob der erhoffte entlastende Effekt für den überlasteten Bahnverkehr Deutschlands mit den ökologischen und finanziellen Kosten vereinbar ist.

