Medizinisches Cannabis: 10 Erkrankungen, bei denen Cannabis hilft

Cannabis in der Medizin
Die in der Cannabispflanze enthaltenen Cannabinoide entfalten ihre Wirkung über das körpereigene Endocannabinoid-System, das maßgeblich an der Regulierung von Schmerzempfinden, Stimmung, Schlaf, Appetit und Entzündungsprozessen beteiligt ist. Besonders THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) stehen im Fokus der medizinischen Anwendung.
THC ist vor allem für seine psychoaktive Wirkung bekannt, kann aber auch Schmerzen lindern, Muskelverspannungen lösen und den Appetit anregen. CBD hingegen wirkt nicht berauschend und besitzt entzündungshemmende sowie beruhigende Eigenschaften.
Medizinisches Cannabis wird in Form von getrockneten Blüten, Extrakten oder Kapseln eingesetzt. In Deutschland ist die Verschreibung seit 2017 unter bestimmten medizinischen Voraussetzungen erlaubt. Die Verordnung erfolgt durch den behandelnden Arzt und die Kosten werden nach einer vorherigen Beantragung von der Krankenkassen übernommen.
Bei welchen Erkrankungen wird medizinisches Cannabis eingesetzt?
1. Chronische Schmerzen
Chronische Schmerzen gehören zu den häufigsten Indikationen für eine Cannabistherapie. Vor allem bei neuropathischen Schmerzen, die durch Nervenschädigungen verursacht werden, hat sich medizinisches Cannabis als wirksam erwiesen. THC hemmt die Freisetzung von Schmerzsignalen und wirkt so schmerzlindernd.
2. Multiple Sklerose (MS)
Bei MS handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die das zentrale Nervensystem angreift und zu Lähmungen und Spastiken führen kann. Cannabis wird hier vor allem zur Behandlung von Muskelspastiken und krampfartigen Schmerzen eingesetzt. Viele MS-Patienten berichten über eine verbesserte Mobilität und geringere Muskelverkrampfungen durch den gezielten Einsatz von THC-haltigen Medikamenten.
3. Epilepsie
Insbesondere bei therapieresistenter Epilepsie zeigt medizinisches Cannabis vielversprechende Ergebnisse, denn es kann die Häufigkeit und Intensität epileptischer Anfälle reduzieren. Besonders bei seltenen Epilepsieformen wie dem Dravet-Syndrom oder dem Lennox-Gastaut-Syndrom wurde in klinischen Studien ein deutlicher Rückgang der Anfälle durch CBD dokumentiert.
4. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa gehen mit Entzündungen, Durchfall, Schmerzen und Gewichtsverlust einher. Medizinisches Cannabis wirkt entzündungshemmend und lindert Schmerzen und Übelkeit. Die Patienten berichten häufig über eine verbesserte Lebensqualität und weniger Beschwerden während akuter Schübe.
5. Krebs (palliativmedizinischer Einsatz)
In der Krebstherapie spielt Cannabis vor allem in der palliativen Versorgung eine Rolle. Es hilft dabei, Schmerzen zu lindern, den Appetit anzuregen und die Nebenwirkungen einer Chemotherapie wie Übelkeit oder Erbrechen zu reduzieren. Viele Patienten berichten auch über eine bessere Schlafqualität und ein allgemein gesteigertes Wohlbefinden während der Behandlung.
6. Tourette-Syndrom
Patienten mit Tourette leiden unter unwillkürlichen motorischen und vokalen Tics. In Studien konnte beobachtet werden, dass THC-haltige Präparate die Tic-Frequenz und -Intensität reduzieren. Auch Angst und innere Unruhe, die häufig mit dem Tourette-Syndrom einhergehen, können durch Cannabis positiv beeinflusst werden.
7. PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung)
PTBS ist eine psychische Erkrankung, die nach traumatischen Erlebnissen auftreten kann. Betroffene leiden oft unter Flashbacks, Schlafstörungen und erhöhter Reizbarkeit. Medizinisches Cannabis kann die Anspannung reduzieren, den Schlaf verbessern und Angstzustände verringern. Insbesondere bei Kombination von THC und CBD wirkt es sich stabilisierend auf das emotionale Gleichgewicht aus.
8. Glaukom
Das Glaukom, auch Grüner Star genannt, ist eine Augenerkrankung, bei der der Sehnerv durch erhöhten Augeninnendruck geschädigt wird. Es gibt Hinweise darauf, dass THC kurzfristig den Augeninnendruck senken kann. Die Wirkung ist allerdings zeitlich begrenzt, was eine kontinuierliche Einnahme erforderlich macht. Deshalb ist medizinisches Cannabis nur als Ergänzung zur klassischen Therapie geeignet.
9. Parkinson-Krankheit
Bei Parkinson-Patienten stehen vor allem motorische Störungen, Zittern und Muskelsteifigkeit im Vordergrund. Cannabis wirkt in diesen Fällen muskelentspannend und verbessert die Schlafqualität.
10. Anorexie und Kachexie
Cannabis regt den Appetit an und wird daher bei schwerer Gewichtsabnahme oder Appetitlosigkeit eingesetzt, wie sie bei Krebs- oder HIV-Patienten auftreten kann. Die Wirkung zielt darauf ab, die Nahrungsaufnahme zu steigern und damit den körperlichen Zustand zu stabilisieren. Besonders THC spielt hier eine zentrale Rolle.
Fazit: Vielversprechende Therapie mit breitem Anwendungsbereich
Die Forschung zu Cannabis als Medizin steckt in einigen Bereichen noch in den Kinderschuhen, aber Studien und Erfahrungsberichte liefern vielversprechende Ansätze. Medizinisches Cannabis bietet für viele Patienten mit chronischen und schwer behandelbaren Erkrankungen eine hilfreiche therapeutische Option. Dabei darf Cannabis nicht als Allheilmittel verstanden werden, sondern als Teil eines integrativen Therapieplans. Die Wirkung ist individuell unterschiedlich, weshalb eine ärztliche Begleitung und sorgfältige Dosierung unerlässlich sind.