Kunstmarkt im Umbruch: Wer kauft, was zählt – und warum die Krise tief sitzt
Kunst als Spiegel der Zeit – und der Wirtschaft
Das teuerste Kunstwerk der Welt, „Salvator mundi“ von Leonardo da Vinci, wurde 2017 für 450 Millionen Dollar verkauft. Doch solche Schlagzeilen sind inzwischen selten. Während Auktionshäuser wie Christie’s und Sotheby’s nach wie vor Millionenumsätze erzielen, steckt der Kunstmarkt in einer tiefen Krise.
„Die Umsätze bei Galerien sind im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gesunken“, erklärt Magnus Resch, Kunst-Ökonom und Buchautor.
Selbst die Auktionen, einst das Aushängeschild der Branche, verzeichnen einen Rückgang von 30 Prozent. „Es gibt nicht genug Käufer“, fasst Resch zusammen.
China auf dem Vormarsch
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Der Kunstmarkt ist ein milliardenschweres Geschäft. Laut UBS geben 40 Prozent der wohlhabenden Sammler an, Kunst vor allem aus persönlicher Leidenschaft zu kaufen. Doch direkt dahinter folgt mit 24 Prozent die Geldanlage als Motiv.
Besonders deutlich wird dies in China. Während zu Beginn der 2000er-Jahre die USA den Markt dominierten, machen chinesische Käufer inzwischen knapp ein Drittel des weltweiten Umsatzes aus – gleichauf mit den Amerikanern. Ihre bevorzugten Ziele: Zeitgenössische Kunst und Werke aus der Nachkriegszeit.
Alte Meister verlieren an Glanz
Noch im Jahr 2000 dominierten Alte Meister und Künstler des 19. Jahrhunderts den Markt. Sie machten mehr als die Hälfte der Umsätze aus. Heute ist ihr Anteil auf magere 22 Prozent geschrumpft. Zeitgenössische Kunst hingegen hat sich mit 53 Prozent als stärkstes Segment etabliert.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Rekorden wider: Zwar führt ein 500 Jahre altes Werk, da Vincis „Salvator mundi“, die Liste der teuersten Verkäufe an. Doch die meisten hochpreisigen Kunstwerke stammen aus der modernen Ära, darunter Stücke von Jackson Pollock, Andy Warhol und René Magritte.
Magrittes „Das Reich der Lichter“ war 2024 das einzige Los, das die 100-Millionen-Dollar-Marke durchbrach.
Deutsche Akteure im Schatten der Weltbühne
Während in New York Galerien wie Gagosian oder Pace die Trends diktieren, spielen deutsche Auktionshäuser und Messen international nur eine Nebenrolle.
Der Kunsthandel hierzulande hofft jedoch auf Entlastung: Ab 2025 gilt wieder der reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. Besonders für Galerien könnte dies einen wichtigen Schub bedeuten.

