Klimabewegung am Scheideweg: Letzte Generation plant neues Kapitel im ökologischen Widerstand
Die Klimaaktivisten der Letzten Generation stehen offenbar vor einem strategischen Wendepunkt in ihrem Engagement: Ein "neues Kapitel im Widerstand" soll am Montagvormittag eingeleitet werden. So zumindest lautet das Versprechen der Gruppierung, die sich bisher durch Straßenblockaden und ähnliche direkte Aktionen einen Namen gemacht hat. Die Erwartungen sind hochgespannt, da auch ein Aufruf an das höchste Staatsamt adressiert ist: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier soll sich zu den Forderungen der Klimaschützer bekennen, die sich in einer Erklärung auf die Dringlichkeit der Klimakrise, die um sich greifende soziale Ungleichheit und die damit einhergehende Bedrohung der Demokratie berufen.
In einem Zusammenspiel aus Aktivismus und Wissenschaft will Clara Hinrichs, eine Sprecherin der Bewegung, gemeinsam mit Forschenden vor dem präsidentiellen Arbeitsplatz, Schloss Bellevue, ein Zeichen setzen. Dies erscheint vor dem historischen Kontext der Letzten Generation, die seit gut zwei Jahren mit öffentlichkeitswirksamem Protest für eine tiefgreifende Klimapolitik einsteht, als strategische Neuausrichtung. Die Polizei von Berlin allein verzeichnete in den letzten Monaten über 550 Aktionen, was in der Folge zu einer hohen Anzahl an Strafverfahren führte, wie Untersuchungen der "Deutschen Richterzeitung" belegen.
Der Kontrast zum aktuellen Ton könnte kaum größer sein, denn noch zu Beginn dieses Jahres verlautbarte die Gruppe, von Straßenblockaden abzusehen und alternative Protestmethoden zu wählen. Die bevorstehende Europawahl scheint ein neuer Motivationspunkt zu sein, denn die Aktivisten planen, sich auch politisch einzubringen und ihren Widerstand in das parlamentarische System zu tragen. Mit diesem ambitionierten Ziel im Visier betritt die Letzte Generation nun eine Bühne, auf der sie sich unmittelbar mit der etablierten politischen Ordnung auseinandersetzen muss. (eulerpool-AFX)