Inklusion in der Krise: Deutschlands Arbeitsmarkt kämpft mit steigender Arbeitslosigkeit unter Schwerbehinderten
Die aktuelle Lage am Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung wirft Schatten auf die Fortschritte der Inklusion in Deutschland. Die jüngste Untersuchung des Handelsblatt Research Instituts im Auftrag von Aktion Mensch hat ernüchternde Ergebnisse zutage gefördert. Der aus mehreren Teilbereichen entwickelte Indikator, der die Integration Schwerbehinderter im Arbeitsmarkt misst, ist das zweite Jahr in Folge gesunken.
Besonders die steigende Arbeitslosenzahl schwerbehinderter Menschen bereitet Sorgen. Im Oktober waren in Deutschland rund 185.400 schwerbehinderte Menschen arbeitslos – ein Anstieg um fast fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein weiteres Alarmsignal: Die Zahl der Entlassungen von Menschen mit Schwerbehinderung hat zugenommen, während gleichzeitig mehr Unternehmen ihrer gesetzlich vorgeschriebenen Beschäftigungspflicht nicht nachkommen.
Christina Marx von Aktion Mensch mahnt, die Inklusion als Chance zu begreifen und nicht als Herausforderung. Tatsächlich weist die aktuelle Statistik darauf hin, dass nur 4,41 Prozent der Arbeitsplätze in verpflichteten Unternehmen mit schwerbehinderten Menschen besetzt sind. Dies liegt deutlich unter der geforderten Quote von fünf Prozent.
Besonders die Privatwirtschaft zeigt hierbei mit einer Quote von lediglich 4,2 Prozent Handlungsbedarf, während der öffentliche Sektor mit 6,2 Prozent positiv hervorsticht. Ungeachtet der düsteren Prognosen sieht Marx die Inklusion als integralen Bestandteil einer zukunftsfähigen Unternehmensstrategie.
Diverse Teams sind in der Lage, kreativer und widerstandsfähiger auf wechselnde Bedingungen zu reagieren, was in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und Fachkräftemangels entscheidend sein kann. Deutschland umfasst schätzungsweise 3,1 Millionen schwerbehinderte Menschen im erwerbsfähigen Alter, wovon rund 1,6 Millionen derzeit nicht im Arbeitsmarkt integriert sind.
Diese stille Reserve verbirgt ein großes Potenzial, das es zu nutzen gilt – insbesondere da mehr als die Hälfte der schwerbehinderten Arbeitslosen eine Berufsausbildung abgeschlossen hat. Die Forderung ist klar: Inklusion sollte als strategischer Erfolgsfaktor in disruptiven Zeiten gesehen werden.

