Fußball

«Farmers League»? Bundesliga spürt Englands Transfer-Macht

01. September 2025, 14:01 Uhr · Quelle: dpa
Hugo Ekitike (l) und Florian Wirtz
Foto: Dave Shopland/AP/dpa
Die Ex-Bundesligastars Hugo Ekitike (l) und Florian Wirtz spielen jetzt in England - wie so viele andere auch.
Die Bundesliga verliert Stars an die finanzstarke Premier League, was Clubs wie Bayern München schwächt. Experten fordern Reformen, um den Abwandel zu stoppen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Berlin (dpa) - Vincent Kompany wollte die Frage nach dem schier unwiderstehlichen Reiz der Premier League für Fußballprofis lieber auf Englisch beantworten - und brauchte dafür nur ein einziges Wort. «Money», sagte der Trainer des FC Bayern achselzuckend. Mit ihrer riesigen Finanzpower haben die englischen Clubs in diesem Transfer-Sommer etliche Millionen in die Bundesliga gepumpt - aber eben auch für einen großen sportlichen Aderlass gesorgt. 

Rund um den sogenannten «Deadline Day» am Montag beschäftigte Fußball-Deutschland daher die Frage: Ist die Bundesliga nur noch eine «Farmers League» - also eine Art Ausbildungsliga - für die Premier League? Zumindest spüren die Club-Verantwortlichen eine zunehmende Machtlosigkeit im aufgeheizten Transfermarkt. Englands gigantischer TV-Vertrag, das Investorenkapital und die milliardenschwere Auslands-Vermarktung sorgen für einen scheinbar uneinholbaren Vorsprung. Die Lösungsansätze sind teils pragmatisch, teils schwer umsetzbar - und teils hochexplosiv. 

«Wenn ein Dominostein fällt in England, glaube ich, dass der Dominostein auch nach Deutschland rüberfällt und du dann eigentlich als Club fast keine Chance hast, als den Spieler gehen zu lassen», sagte Bayer Leverkusen Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes bei DAZN. Er selbst bekam das in diesem Sommer mehrfach zu spüren: Angeführt von Florian Wirtz (bis zu 150 Millionen Euro zum FC Liverpool) verließ fast eine halbe Startelf den Werksclub Richtung England. 

Auch der FC Bayern ist abgehängt

Die Liste der von der Bundesliga in die Premier League gewechselten Spieler ist lang und wurde am Schlusstag des Transferfensters noch länger: Wirtz, Nick Woltemade, Granit Xhaka, Xavi Simons, Hugo Ekitiké, Jeremie Frimpong, Benjamin Sesko, Jamie Gittens, Marvin Duksch, Anton Stach und und und. 

Nicht einmal der große FC Bayern, der gerne auf sein prall gefülltes Festgeldkonto verweist, kann da noch mithalten. Oder will es nicht. Die Wunschspieler Wirtz und Woltemade (für bis zu 90 Millionen Euro zu Newcastle United) spielen jetzt in England statt in München. «In der Transferperiode haben wir sehr viele Spieler gehabt, die zu uns wollten, wo aber gewisse Dinge dann eben nicht möglich waren, weil Bayern München eben finanziell sehr weitsichtig agieren möchte», erklärte Sportvorstand Max Eberl.

Spielerfluss auch in die andere Richtung

Bayerns größter Transfer ist 70-Millionen-Euro-Mann Luis Díaz aus Liverpool. Auch andere Bundesligisten wie Borussia Dortmund bedienten sich aus den größtenteils aufgeblähten Kadern der Engländer. Doch zur Wahrheit gehört auch: Weder Díaz noch die Neu-Dortmunder um Jobe Bellingham (von AFC Sunderland) gehören zur absoluten Top-Kategorie. 

Für die zweite Offensiv-Verstärkung forderte Bayerns Aufsichtsrat um Uli Hoeneß aus wirtschaftlichen Gründen sogar eine Leihe - und erschwerte damit Eberls Suche. 17 von 20 Premier-League-Clubs hatten laut «transfermarkt.de» vor dem letzten Transfertag mehr Geld ausgegeben als Bayern (rund 72 Millionen Euro). 

Die Diskrepanz nimmt deutlich zu

Dass die begehrtesten Spieler dem Lockruf des Geldes folgen und nach England wechseln, ist seit Jahren Realität. Einzig der von Katar finanziell alimentierte französische Champions-League-Gewinner Paris St. Germain und Spaniens Topclub Real Madrid können da punktuell noch mithalten. Der finanziell angeschlagene FC Barcelona schon nicht mehr. 

Was in diesem Jahr aber noch stärker auffällt: Selbst kleinere englische Clubs haben auf dem Transfermarkt bessere Chancen als anderswo Vereine mit Europacup-Ambitionen. «Als Aufsteiger in der Premier League hast du ein Budget, das mit dem der Top 8 oder sogar Top 6 in der Bundesliga mithalten kann», sagte Kompany, der 2023 den FC Burnley ins englische Fußball-Oberhaus geführt hatte: «Da bekommst du plötzlich TV-Einnahmen von 100 Millionen – und das als Aufsteiger.» Der Bayern-Coach regte «eine Debatte» der gesamten Bundesliga an, wie man «konkurrenzfähig» bleiben könne. 

Das viele Geld aus England nehmen und clever investieren - das ist hierzulande die weitläufigste Meinung dazu. «Die Entwicklung der Bundesliga wird davon abhängen, wie viele Topspieler wir selbst ausbilden», sagte Rolfes: «Das ist der Schlüsselfaktor, um den wirtschaftlichen Vorteil der Premier League auszugleichen.» VfB Stuttgarts Vorstandschef Alexander Wehrle forderte diesbezüglich eine noch größere «Professionalisierung der Nachwuchsleistungszentren». Die Bundesliga warb kürzlich auf Instagram nicht zufällig mit dem Spruch «Wo Diamanten entstehen» für sich. 

Obergrenzen - oder doch Abschaffung von 50+1?

Axel Hellmann geht einen Schritt weiter und fordert regulative Maßnahmen in Europa, «die diesen Wahnsinn ein bisschen eingrenzen». Der Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt brachte in der Talkshow «Sky90» die Deckelung von Ablösesummen und Spielergehältern ins Gespräch. Der im nordamerikanischen Profisport bewährte Salary-Cap sei auf Sicht gar «unumgänglich», sagte DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke der «Frankfurter Rundschau»: «Ohne Gehaltsobergrenze läuft das alles noch mehr aus dem Ruder. Irgendwann werden sie das in England auch merken. Denn meines Wissens macht dort trotz der riesigen Budgets kaum ein Club Gewinn.»

Nachdem der Investoren-Deal infolge heftiger Proteste gescheitert ist, sucht die Deutsche Fußball Liga (DFL) auf anderen Wegen verstärkt nach Mehreinnahmen. «Wir Deutschen haben ein bisschen geschlafen. Der Deutsche hat es ganz gerne, im eigenen Saft zu schmoren», meinte Watzke.

Doch klar ist: Ein paar Millionen Euro mehr bei der Vermarktung im In- und Ausland werden die Lücke zur Premier League nicht schließen. Einzig der Bruch mit der «50+1»-Regel, die im Kern eine Stimmenmehrheit von Investoren an den Kapitalgesellschaften von Vereinen verhindert, wäre ein wirklicher Gamechanger. Die Stimmen für eine Abschaffung werden lauter, zuletzt plädierte auch Uli Hoeneß erneut dafür. Doch dagegen würde die aktive Fanszene erst recht Sturm laufen, und auch Watzke ist (noch) «nicht bereit, 50+1 dafür zu opfern».

Fußball / Bundesliga / Transfers / Deutschland
01.09.2025 · 14:01 Uhr
[3 Kommentare]
Fußball-WM 2026 - Auslosung Vorrunde
Berlin (dpa) - Der Verkauf von Eintrittskarten für die Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Sommer in den USA, Kanada und Mexiko geht ab heute in die nächste Phase. Ab 17.00 Uhr MEZ können sich Fans auf FIFA.com/tickets für die Zufallsziehung anmelden. Erstmals sind Einzeltickets für bestimmte Spiele und Teams in der Gruppenphase erhältlich. Es ist die letzte offizielle Verkaufsphase, die […] (00)
vor 2 Stunden
Die Kunst des Jodelns
Neu-Delhi/Bern (dpa) - Das Schweizer Jodeln gehört nun zum Kulturerbe der Menschheit. Die Unesco nahm die Tradition aus dem Alpenland bei einer Sitzung in Neu-Delhi auf ihre Repräsentative Liste für das Immaterielle Kulturerbe auf. «Das Jodeln dient als kraftvoller Ausdruck der Identität und einer Einheit stiftenden Kulturpraxis», hatte es zuvor zur Nominierung aus der Schweiz geheißen. Die […] (01)
vor 6 Minuten
Mikroplastik: Über diese fünf Mechanismen schaden die winzigen Plastikteile unserem Gehirn
Mikroplastik hat sich in den vergangenen Jahren von einem Randthema der Umweltforschung zu einem globalen Gesundheitsaspekt entwickelt. Die winzigen Kunststoffpartikel entstehen durch Zerfall alltäglicher Produkte, sie gelangen in Gewässer, Böden, Nahrungsmittel, Trinkwasser und letztlich auch in den menschlichen Körper. Vieles daran wirkt vertraut: Plastik ist überall, seine Spuren ebenfalls. […] (00)
vor 12 Stunden
Smartphone-Nutzung bei Jugendlichen
Berlin (dpa) - Junge Leute in Deutschland im Alter zwischen 16 und 18 Jahren nutzen die großen Social-Media-Plattformen weniger intensiv als noch vor einem Jahr. Laut einer von der Postbank in Auftrag gegebenen Studie büßten Instagram, YouTube, WhatsApp, TikTok, Snapchat und Facebook an Reichweite ein. Nur Pinterest konnte leicht zulegen. Instagram und YouTube vorne Instagram und YouTube werden […] (00)
vor 2 Stunden
Star Wars: KOTOR-Remake in neuen Händen? – Bericht enthüllt überraschenden Entwicklerwechsel
Das Rätsel um das Star Wars: Knights of the Old Republic-Remake bekommt eine neue Wendung. Laut einem aktuellen Bericht wird das lang erwartete Projekt nicht mehr nur von Saber Interactive, sondern nun auch von Mad Head Games entwickelt. Jenem Studio, das bislang unter dem Radar an einem geheimen AAA-Spiel „basierend auf einer berühmten Marke“ arbeitete. Die Hinweise sprechen nun eine deutliche […] (00)
vor 12 Stunden
«Moonshiners» kehrt zurück: Discovery zeigt neue Staffel ab 6. Januar
In Appalachia spitzt sich die Lage zu, denn in den neuen Folgen verschärfen hohe Preise und Handelskriege den Kampf um steuerfreien Alkohol. Die Moonshine-Community steht vor einer neuen Eskalation: Discovery Channel startet am Dienstag, 6. Januar 2026, um 20: 00 Uhr die nächste Staffel von Moonshiners. Darin treffen historische Muster auf aktuelle Krisen – und die legendären Schwarzbrenner reagieren, wie sie es seit Jahrhunderten tun: mit […] (00)
vor 1 Stunde
Deblock attackiert Trade Republic beim Deutschlandstart
Ein geplatzter Immobilienkauf als Ausgangspunkt Für Mitgründer Jean Meyer begann alles mit einem Frusterlebnis. Rund 200.000 Euro hatte er in Kryptowährungen auf einer Handelsplattform geparkt – Geld, das er als Anzahlung für eine Wohnung in Frankreich verwenden wollte. Doch der Plan scheiterte an der Realität traditioneller Finanzstrukturen. Hohe Krypto-Auszahlungen aktivieren bei klassischen […] (00)
vor 41 Minuten
GWW-Luther-Karree: Nutzungsmix als nachhaltiger Garant für Quartiersentwicklung in Wernigerode
Wernigerode, 10.12.2025 (PresseBox) - Report: GWW bringt Schwung in den Wernigeröder Stadtteil Hasserode: Neubau-Schule, Sportplatz, Qualitäts-Wohnen und neues Gewerbe Wernigerodes OBM: Die komplexe GWW-Betrachtung heilt den Standort S&P Steuerberatungsgesellschaft: Attraktive Räumlichkeiten helfen uns auch bei der Mitarbeiter-Rekrutierung Barbara Feierabend: Statt Haus mit Garten nun große […] (00)
vor 13 Stunden
 
Real Madrid - Manchester City
Madrid (dpa) - Erling Haaland hat Real Madrid noch tiefer in die Krise geschossen und die […] (04)
Borussia Dortmund - FK Bodö/Glimt
Dortmund (dpa) - Nach dem enttäuschenden 2: 2 (1: 1) statt eines Champions-League-Pflichtsiegs […] (01)
Borussia Dortmund - FK Bodö/Glimt
Dortmund (dpa) - Bei Borussia Dortmund herrscht nach dem leichtfertig verspielten Champions- […] (02)
Spannungen zwischen Venezuela und USA
Caracas/Washington (dpa) - Die venezolanische Regierung hat die Erstürmung eines Öltankers vor […] (04)
Battlefield 6: Das „Winter Offensive“-Update schließt Season 1 ab
Mit dem Dezember-Update, das unter dem Titel „Winter Offensive“ steht, reagieren die […] (00)
US-Präsident Trump
Washington (dpa) - Für den Betrag von einer Million US-Dollar (rund 855.000 Euro) können sich […] (01)
Neue Kriminalstatistik: Warum Zuwanderer häufiger Täter und Opfer sind
Was die Statistik tatsächlich zeigt Von insgesamt 3,1 Millionen registrierten Straftaten in […] (00)
Bayer Leverkusen - Newcastle United
Leverkusen (dpa) - Ohne Trainer Kasper Hjulmand hat Bayer Leverkusen den ersten Heimspielerfolg […] (01)
 
 
Suchbegriff