Ex-Rockstar-Chef spricht über sein neues Projekt und die Möglichkeiten von KI
Dan Houser, die legendäre Autorenstimme hinter Grand Theft Auto und Red Dead Redemption, arbeitet an seinem nächsten großen Projekt und spricht nun offen darüber, wie er künstliche Intelligenz einschätzt. Ja, er nutzt KI „experimentell“. Aber nein: Für ihn ist sie längst nicht die magische Lösung, als die sie viele Tech-Konzerne verkaufen wollen.
Während der Promo zu seinem neuen Roman A Better Paradise Volume One: An Aftermath, einer Geschichte über ein Videospielprojekt, das durch eine zu mächtige KI aus dem Ruder läuft, wurde Houser gefragt, wie KI in der Entwicklung seines aktuellen Spiels eingesetzt wird (via Toledo auf YouTube). Die Antwort wirkt erstaunlich nüchtern: „Wir dabbeln ein bisschen damit, aber vieles ist nicht so nützlich, wie es behauptet wird“, sagt Houser (transkribiert von VGC.com). „Es wird nicht alle Probleme lösen.“ Und das hört man von jemandem, der seit Jahrzehnten an der Spitze der Spielentwicklung steht.
KI für Videospiele? Ja. KI als Gamechanger? Eher nein.
Houser bestätigt, dass sein kommendes Spiel, das bei seinem Studio Absurd Ventures seit rund 18 Monaten entsteht und noch „einige Jahre“ entfernt ist zwar KI-basierte Charaktere enthalten wird, doch was die Produktion betrifft, bremst er die Erwartungen.
Laut ihm entwickeln sich bestimmte KI-Tools zwar rasant weiter, viele andere Bereiche hingegen stagnieren. Ein Problem sieht Houser im überzogenen Marketing: „Manche tun so, als könne KI jedes einzelne Problem lösen. Das kann sie einfach noch nicht.“
Dazu kommt ein weiterer Punkt: Der Großteil dessen, was KI aktuell leistet, seien Aufgaben, die Computer ohnehin schon seit Jahren übernehmen. Nur in einigen spezialisierten Bereichen gebe es echte Fortschritte. „Ein Teil davon ist nur Verkaufsmasche, um KI-Aktien attraktiver zu machen“, meint Houser. „Anderes ist tatsächlich beeindruckend.“

Kann KI eine Welt wie in Grand Theft Auto 6 (GTA 6) erschaffen? Viele Entwicklerinnen und Entwickler sind hier skeptisch! – Bild: Rockstar Games
Warum der letzte Schritt am schwierigsten ist
Besonders spannend wird Housers Einschätzung dort, wo er über technische Innovationen im Allgemeinen spricht. Seine Erfahrung teilt der ehemalige Rockstar-Mann: Die ersten 80 Prozent eines neuen technischen Durchbruchs gehen schnell, doch das letzte Stück, das perfekte, realistische Ergebnis, ist extrem schwer zu erreichen.
Dieses Problem sieht er auch bei KI: „Es wird interessant zu beobachten, wie schwer dieser letzte Teil für KI wird, vor allem, weil sie ganz anders lernt als klassische Software.“ Mit anderen Worten: Vieles wirkt heute schon beeindruckend, aber der Weg zur wirklich verlässlichen, vollwertigen Lösung ist noch weit. Das zeigt sich auch bei diversen Erhebungen in der letzten Zeit. Erst gestern erschien bei der Tagesschau ein Artikel, „warum KI als klassische Suchmaschine nichts taugt“. Laut einer Studie sind 45 Prozent der Antworten von Chatbots fehlerhaft. Ob diese Quote auch bei der Erstellung von Videospielen zutrifft? Ubisoft musste nach dem Release von Anno 117: Pax Romana ein KI-Bild entfernen (via TheGamer). „Dieses Bild war ein Platzhalter, der versehentlich durch unseren Prüfprozess gerutscht ist“, so die Aussage von Ubisoft nach Anfrage. Spielerinnen und Spielern fällt halt schnell auf, „wenn etwas nicht stimmt“.
KI: Zwischen Hype und Realität
Was Houser sagt, trifft einen Nerv. Gerade in der Gaming-Branche wird KI als Zukunftszug verkauft, von automatisierten NPCs über Tools für Animationen bis hin zu prozedural generierten Welten. Doch Houser sieht KI als Werkzeug, nicht als Allheilmittel.
Und es ist bemerkenswert, dass ausgerechnet einer der einflussreichsten Spieleautoren der letzten Jahrzehnte so vorsichtig ist, während der Rest der Branche fast täglich neue KI-Versprechen abgibt und Arbeitsstellen massiv abbaut. Selbst ein bekannter Publisher „warnt“, dass KI kein nächstes GTA erschaffen wird.


