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EU plant neue Gebühren auf China-Päckchen – Das Ende der Billigflut?

05. Februar 2025, 09:29 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Brüssel verschärft den Kampf gegen den Online-Boom aus Fernost. Eine geplante Gebühr auf Direktimporte aus China könnte die Preise für Temu, Shein & Co. drastisch verändern. Doch Widerstand regt sich.

Das Ende des Online-Schnäppchenparadieses?

Es ist eine Revolution im internationalen Onlinehandel, die still und heimlich vorbereitet wird. Millionen Europäer lieben es, auf Plattformen wie Temu, Shein oder Aliexpress unfassbar günstige Produkte zu ergattern – mal eine Handyhülle für zwei Euro, mal ein Kleid für vier. Doch während sich Konsumenten über die Preise freuen, schlagen europäische Einzelhändler, Zollbehörden und Verbraucherschützer Alarm.

Ein vertrauliches Dokument der EU-Kommission, das der InvestmentWeek exklusiv vorliegt, zeigt nun: Die Geduld ist aufgebraucht. Die Flut an Direktimporten aus China hat inzwischen Dimensionen erreicht, die den Binnenmarkt verzerren und die Kontrolle über Qualitätsstandards erschweren. Deshalb will die Kommission nun eingreifen – mit einer neuen Paketgebühr, die Billigimporte unattraktiver machen könnte.

Milliarden Päckchen – und kaum Kontrolle

Die Zahlen sind atemberaubend: 2024 wurden 4,6 Milliarden Pakete mit einem Warenwert unter 150 Euro in die EU importiert. Ein Großteil davon stammt direkt aus China. Binnen zwei Jahren hat sich das Volumen vervierfacht – und die Folgen sind dramatisch. Europäische Zollbehörden sind heillos überfordert.

Die meisten dieser Sendungen werden nicht überprüft, weil die Zollstellen gar nicht die Kapazitäten haben. Das bedeutet: Minderwertige oder gar unsichere Produkte landen unkontrolliert auf dem Markt. Immer häufiger tauchen gefälschte Elektronik, gefährliche Kosmetika oder nicht geprüfte Medikamente auf, die in Europa eigentlich nicht verkauft werden dürften.

Verbraucherschützer schlagen Alarm, weil viele Produkte ohne CE-Kennzeichnung oder Sicherheitsprüfungen in den europäischen Markt strömen. Doch auch europäische Händler leiden, denn sie müssen Steuern und Abgaben zahlen – während ihre chinesischen Konkurrenten durch regulatorische Lücken rutschen.

Brüssels Geheimplan: Die neue Gebühr als Gamechanger

Ein Dokument, das der InvestmentWeek vorliegt, skizziert eine neue Strategie der EU-Kommission. Der Plan basiert auf drei zentralen Maßnahmen:

  1. Eine Bearbeitungsgebühr für jedes Päckchen aus Drittstaaten soll eingeführt werden. Ziel ist es, die Zollbehörden zu entlasten und gleichzeitig den Preisanreiz für Billigimporte zu senken.
  2. Die Abschaffung der Zollfreigrenze für Waren unter 150 Euro steht zur Debatte. Diese Regelung, die einst für Privatgeschenke gedacht war, wurde von Onlinehändlern systematisch ausgenutzt.
  3. Onlineplattformen wie Temu oder Shein sollen für die Qualität und Sicherheit der angebotenen Waren stärker in die Verantwortung genommen werden.

Intern wird diskutiert, wie hoch die neue Gebühr ausfallen soll. Ein EU-Beamter, der mit dem Dossier vertraut ist, deutet an, dass eine Pauschalgebühr von mehreren Euro pro Sendung im Raum steht. Sollte diese Maßnahme Realität werden, könnten die Billigprodukte aus China schlagartig teurer werden – und der Preisdruck auf europäische Händler abnehmen.

Hinter den Kulissen: Ein Machtkampf in Brüssel

Offiziell wird der Plan erst in wenigen Tagen präsentiert, aber hinter den Kulissen gibt es bereits hitzige Diskussionen. Deutschland unterstützt die Initiative grundsätzlich, weil die heimische Wirtschaft vom unfairen Wettbewerb betroffen ist. Andere EU-Staaten sind jedoch skeptischer.

Besonders in osteuropäischen Ländern gibt es Bedenken, dass eine neue Abgabe die Verbraucherpreise treibt und vor allem ärmere Haushalte belastet. Zudem sehen einige Regierungen eine zunehmende Machtverschiebung Richtung Brüssel kritisch, da die Kommission mit der Reform auch neue Zollbefugnisse erhalten könnte.

Was bedeutet das für Verbraucher?

Sollte die Reform umgesetzt werden, würde sich das Preisgefüge auf Plattformen wie Temu oder Shein drastisch verändern. Gerade bei Produkten im Cent- oder Ein-Euro-Bereich könnten zusätzliche Gebühren den Einkauf plötzlich unattraktiv machen. Der Plan der EU ist offensichtlich: Durch höhere Kosten sollen Verbraucher dazu gebracht werden, wieder mehr bei europäischen Anbietern zu kaufen.

Ob die Rechnung aufgeht, ist allerdings fraglich. Zwar könnte eine solche Maßnahme den grenzenlosen Zustrom an Billigprodukten eindämmen, doch das Einkaufsverhalten der Konsumenten ist schwer vorhersehbar. Möglich ist, dass viele Kunden trotzdem an den günstigen Plattformen festhalten – auch wenn der Preis steigt.

Europa am Scheideweg – Die Entscheidung naht

Die kommenden Monate werden zeigen, wie ernst es Brüssel mit den geplanten Maßnahmen meint. Das Ziel ist klar: Die EU will sich gegen den unregulierten Onlinehandel aus China wappnen. Ob das durch eine neue Gebühr allein gelingt, bleibt jedoch offen.

Fakt ist: Die goldene Ära der Billigimporte könnte bald zu Ende gehen. Der freie Zugang zu extrem günstigen Waren hat den Handel in Europa tiefgreifend verändert – doch nun könnte ein politischer Kurswechsel bevorstehen, der die Spielregeln neu definiert.

Politik
[InvestmentWeek] · 05.02.2025 · 09:29 Uhr
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