Erstes deutsches Unternehmen folgt Michael Saylors Bitcoin-Strategie
Was in den USA längst Kultstatus hat, erreicht nun auch Deutschland: Das Dresdner Fintech Aifinyo wandelt sich zum Bitcoin-Treasury-Unternehmen – und wird damit zur ersten börsennotierten Firma hierzulande, die ihre Bilanz gezielt mit Bitcoin auflädt. Der Schritt ist eine direkte Hommage an den US-Unternehmer Michael Saylor, der mit seiner Firma MicroStrategy (heute Strategy) zum Symbol einer ganzen Bewegung geworden ist.
Bitcoin statt Bargeld in der Bilanz
Aifinyo, bislang auf digitales Rechnungsmanagement und Factoring spezialisiert, will künftig „einen maßgeblichen Teil der Gewinne“ in Bitcoin investieren, erklärt Vorstand Garry Krugljakow. Bereits Bitcoins im Wert von drei Millionen Euro seien gekauft worden – finanziert durch ein Investment des US-Kapitalgebers UTXO Management, der sich auf Bitcoin-Treasuries spezialisiert hat.
„Strategy in den USA und Metaplanet in Japan haben den Weg geebnet“, sagt Krugljakow. „Deutschland hat den viertgrößten Kapitalmarkt der Welt, aber keine vergleichbaren börsennotierten Bitcoin-Treasuries. Diese Lücke schließen wir.“
Der Mann hinter der Idee: Michael Saylor
Michael Saylor hat 2020 begonnen, schuldenfinanziert Bitcoin zu kaufen, um die Bilanz seines Unternehmens zu „digitalisieren“. Heute hält Strategy rund 640.000 Bitcoin im Wert von über 70 Milliarden Dollar. Sein Erfolg – der Aktienkurs stieg in fünf Jahren um rund 1.500 Prozent – hat eine Welle ausgelöst: Über 100 US-Unternehmen setzen inzwischen auf ähnliche Modelle.
Saylor spricht bereits von einer globalen Revolution: „Es wird Tausende Bitcoin-Treasury-Unternehmen geben – wie Banken oder Versicherungen“, sagte er zuletzt in New York.
Riskante Wette auf die digitale Reservewährung
Doch die Strategie ist nicht ohne Risiko. Krypto-Treasuries gelten als hochvolatil – ihr Erfolg hängt direkt vom Bitcoin-Kurs ab. Fällt der Kurs, fallen auch die Aktienkurse der Firmen, oft überproportional. „Wenn die Bitcoin-Positionen kreditfinanziert sind, potenziert sich das Risiko“, warnt Markus van de Weyer vom Kryptovermögensverwalter Alpha Beta Asset Management.
Tatsächlich notieren derzeit rund ein Viertel der US-Bitcoin-Treasuries unter ihrem Buchwert, also weniger wert als die Kryptobestände in ihren Bilanzen. Selbst Saylors Strategy hinkt zuletzt hinterher: Während Bitcoin 2025 rund 19 % zulegte, gewann die Aktie nur knapp 2 %.
Aifinyo will 10.000 Bitcoin aufbauen
Aifinyo denkt langfristig. Bis 2027 will das Fintech 10.000 Bitcoin in der Bilanz halten – ein ehrgeiziges Ziel. Krugljakow, der früher bei N26 tätig war, räumt ein, dass zwischenzeitliche Rückschläge einkalkuliert sind: „Natürlich kann es Phasen geben, in denen der Bitcoin stark fällt. Aber wir denken in Dekaden, nicht in Quartalen.“
Symbolträchtiger Schritt für den Finanzplatz Deutschland
Mit dem Umbau reiht sich Aifinyo in eine illustre Runde internationaler Bitcoin-Unternehmen ein. In Japan hat Metaplanet – ursprünglich eine Hotelkette – über 30.000 Bitcoin angehäuft. In Frankreich hält Sequance Communications rund 3.200 Bitcoin. Nun zieht Deutschland nach – mit einem Unternehmen, das Regulierung und Kryptoinvestments miteinander verbinden will.
Ob der Schritt Schule macht, bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Aifinyo bringt die Idee Michael Saylors nach Deutschland – mit all ihren Chancen, aber auch mit all ihren Risiken.
Denn wer auf Bitcoin in der Bilanz setzt, spielt nicht mehr nur am Markt – er spielt mit ihm.


