Deutschland: Forellen erstmals als gefährdeter Fisch eingestuft
Die Forelle gilt in Deutschland erstmals als gefährdeter Fisch. Das geht aus der neuen Roten Liste für Süßwasserfische und Neunaugen hervor, die gestern vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin veröffentlicht wurde. Insgesamt wurden 21 Arten in einer höheren Gefährdungskategorie eingestuft, was bedeutet, dass nun mehr als die Hälfte der einheimischen Arten als "gefährdet" oder bereits als "ausgestorben" gelten.
Die Forelle (Salmo trutta) wurde von "nicht gefährdet" auf "gefährdet" hochgestuft. Der Bestand wird laut IGB nun in fünf Bundesländern als rückläufig eingeschätzt, darunter Bayern und Baden-Württemberg, wo es einst große Bestände gab. Deutschland liegt mit rund 10 Prozent ausgestorbenen Arten an Süßwasserfischen und Neunaugen deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 2,5 Prozent. Zu den Ursachen gehören der Verlust von Lebensräumen durch Gewässerverbauung und -verschmutzung sowie der Klimawandel.
IGB-Forschungsgruppenleiter Christian Wolter, einer der Hauptautoren der Roten Liste, erklärt: "Wir sehen eine sehr deutliche Verschlechterung der Gefährdungssituation der einheimischen Süßwasserfische und Neunaugen in den letzten vierzehn Jahren." Ein Grund dafür sei der Verlust von sogenannten Altarmen und flach überfluteten Auen, in denen sich die Fischbrut ungestört entwickeln könne. Auch Wehre und Dämme, die Fischwanderwege unterbrechen, seien eine Ursache für den Rückgang vieler Arten. Der Klimawandel mit höheren Wassertemperaturen und weniger Sauerstoff im Gewässer verschärfe die Situation zusätzlich.
Die Rote Liste weist nun 38 Arten als "gefährdet" aus, 2009 waren es noch 22 Arten. Derzeit gelten 52 Prozent der etablierten einheimischen Arten als "gefährdet" oder bereits "ausgestorben oder verschollen". Nur 36 Prozent der Arten gelten als "ungefährdet", während der Rest entweder extrem selten ist, auf der Vorwarnliste steht oder aufgrund mangelnder Daten nicht eingestuft werden kann.
Besonders gefährdet sind auch die Störe, von denen sieben der acht in Europa vorkommenden Arten "vom Aussterben bedroht" sind. Die achte Art gilt inzwischen als "stark gefährdet". Der Atlantische Lachs (Salmo salar) ist trotz Wiederansiedlungsprogrammen weiterhin vom Aussterben bedroht. "Die Durchgängigkeit der Flüsse für Wanderfische wie den Atlantischen Lachs muss weiter verbessert werden, allein schon um die Gefährdung dieser kälteliebenden Art durch den Klimawandel abzumildern", so Wolter. (eulerpool-AFX)