Deutsche Börse plant strategische Akquisition von Allfunds
Die Deutsche Börse befindet sich in exklusiven Gesprächen über die mögliche Übernahme des renommierten Fondsvertriebsspezialisten Allfunds. Laut dem am Donnerstag bestätigten Vorhaben könnte der Dax-Konzern sämtliche Aktien der Allfunds Group erwerben. Diese strategische Entscheidung wurde von Enrico Bolzoni, Analyst bei JPMorgan, als ausgesprochen sinnvoll betitelt. Das diskutierte Angebot sieht eine Kompensation von 8,80 Euro je Aktie vor. Dabei plant die Deutsche Börse, 4,30 Euro in bar und weitere 4,30 Euro in Form neuer eigener Aktien aufzubringen, was einem Gesamtvolumen von etwa 5,3 Milliarden Euro entspricht.
Ergänzend zu dem Angebot gibt es Aussichten auf künftige Dividenden: 0,20 Euro pro Allfunds-Aktie im Jahr 2025, bis zu 0,20 Euro für 2026 und 0,10 Euro pro Quartal im Jahr 2027. Allfunds ist bekannt für seine Systeme, die Fondsmanagern und -vertreibern beim Handeln, der Datenanalyse und im Compliance-Bereich unterstützen. Das Unternehmen verwaltete Ende September ein Vermögen von beeindruckenden 1,7 Billionen Euro. Derzeit gehören Hellman & Friedman sowie BNP Paribas zu den Hauptaktionären mit zusammen fast der Hälfte der Unternehmensanteile. Diese Übernahmepläne passen zum strategischen Kurs von Stephan Leithner, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Börse, der darauf abzielt, die unter seinem Vorgänger Theodor Weimer neu ausgerichtete Unternehmensstrategie konsequent weiterzuentwickeln. Weimer hatte das Unternehmen diversifiziert, um es unempfindlicher gegenüber Marktschwankungen zu machen.
Von einer verbindlichen Offerte ist das Vorhaben allerdings noch abhängig. Dafür muss die Due Diligence abgeschlossen und die Zustimmung der Firmenorgane erteilt werden. Sollte die Akquisition zustande kommen, könnte dies eine bedeutende Konsolidierung im europäischen Investmentfondssektor darstellen, mit erheblichen Vorteilen für Kunden und die Aktienmärkte der EU. Diese Meinung teilt auch Branchenexperte Bolzoni von JPMorgan. Er sieht in der Übernahme eine Möglichkeit, die geografische Reichweite des bestehenden Fondsdienstleistungsgeschäfts (IFS) der Deutschen Börse zu erweitern – vor allem, da Allfunds in Regionen wie Spanien, Italien und Frankreich stark vertreten ist, während IFS historisch in Deutschland und der Schweiz eine starke Basis hat. Die Nachricht von der möglichen Übernahme beflügelte die Allfunds-Aktien, die um über 20 Prozent auf 8,11 Euro anstiegen. Aktien der Deutschen Börse zeigten trotz eines kleinen Rückgangs ihrer vorherigen Gewinne noch immer ein Kursplus von 1,8 Prozent.

