Das Phantom lebt: Beyond Good and Evil 2 sendet ein Lebenszeichen aus der Produktionshölle
Es gibt Legenden in der Videospielbranche, die wie Geister durch die Hallen der Entwicklerstudios wandern. Titel, die jeder kennt, aber niemand spielt, weil sie seit Ewigkeiten im nebulösen Limbo der Entwicklung gefangen sind. Beyond Good and Evil 2 ist zweifellos der traurige König dieser Kategorie. Doch nun, nach Jahren der Funkstille und vagen Versprechungen, blitzt ein konkreter Hoffnungsschimmer am Horizont auf. Ubisoft rekrutiert wieder. Und zwar nicht für irgendeine Position, sondern für eine Schlüsselrolle, die darauf hindeutet, dass die Zahnräder der Produktion endlich wieder greifen: Ein Lead Quest Designer wird gesucht.
Ein Jobangebot mit tieferer Bedeutung
Diese Stellenausschreibung ist weit mehr als bürokratischer Standard. Sie ist ein Indikator dafür, dass das Projekt eine kritische Phase erreicht hat. Wer einen leitenden Quest-Designer sucht, befindet sich nicht mehr nur in der bloßen Konzeptphase. Man braucht jemanden, der Inhalte strukturiert, Teams führt und Visionen in spielbare Realität verwandelt. Der ideale Kandidat soll eng mit den Abteilungen für Narration und Design zusammenarbeiten, um sowohl Haupt- als auch Nebenquests zu schmieden. Besonders spannend: Die Beschreibung betont „signifikante Entscheidungen“ und „fesselnde Konsequenzen“ für den Spieler. Das verspricht ein tiefgreifendes Rollenspiel-Erlebnis, das weit über bloße Action hinausgeht.
Angetrieben wird dieses ambitionierte Unterfangen von der hauseigenen Voyager-Engine. Diese technische Basis wurde eigens entwickelt, um die gewaltigen, nahtlosen Welten darzustellen, von denen Fans seit dem ersten Trailer träumen. Die direkte Anbindung der Position an den Narrative Director unterstreicht zudem, wie wichtig die Geschichte in diesem Weltraum-Epos sein wird. Es geht nicht nur um Beschäftigungstherapie, sondern um dramaturgische Bögen, die das Universum lebendig machen sollen.
Der Schatten der Vergangenheit: Ancels Geständnis
Doch warum dauerte es so lange, bis wir an diesen Punkt gelangten? Ein Blick zurück offenbart die steinigen Pfade, die dieses Projekt beschreiten musste. Erst im Dezember 2024 brach Michel Ancel, der geistige Vater der Reihe, sein Schweigen über die internen Turbulenzen. Seine Worte zeichneten das Bild eines kreativen Schlachtfelds, auf dem nicht technische Hürden, sondern menschliche Egos die größten Barrieren darstellten. „Leidenschaftliche Manager, die nicht miteinander auskamen“, nannte er als Hauptursache für die jahrelange Stagnation.
Ancel, der Ubisoft bereits 2020 verließ, zeigte sich in seiner Reflexion überraschend selbstkritisch. Er sprach nicht von einem einzelnen Bösewicht, sondern von einer Kette ungelöster Führungsprobleme, in die er selbst verstrickt war. „Ich habe meinen Teil der Verantwortung“, gestand der Rayman-Schöpfer. Er hätte das Projekt besser verteidigen und versöhnlicher mit dem Personal umgehen müssen. Diese ehrliche Aufarbeitung der toxischen Dynamiken lässt hoffen, dass mit dem neuen Management nun endlich Ruhe und Fokus eingekehrt sind.
Ein Neuanfang mit Altlasten?
Die aktuelle Rekrutierungswelle könnte der Beweis dafür sein, dass die alten Wunden heilen und das Team bereit ist, die Vision endlich umzusetzen. Nachdem das Unternehmen noch im Juni 2024, anlässlich des 20. Jubiläums des ersten Teils, betonte, dass die Fortsetzung lebt, folgen nun Taten. Fans dürfen vorsichtig optimistisch sein, dass die Odyssee der Weltraumpiraten tatsächlich noch in diesem Jahrzehnt ihren Weg auf unsere Bildschirme findet.


