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Chinas Exportumleitung trifft Deutschland – und niemand kann behaupten, man habe es nicht kommen sehen

19. November 2025, 08:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Chinas Exportumleitung trifft Deutschland – und niemand kann behaupten, man habe es nicht kommen sehen
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Chinas Exporte nach Deutschland steigen zweistellig, weil US-Zölle von bis zu 145 Prozent Waren umleiten – besonders Hybridautos, Lkw und Autoteile drängen mit staatlich gestützten Niedrigpreisen in den deutschen Markt und setzen die
Die USA erheben hohe Zölle auf chinesische Waren, was zu einer Umleitung nach Deutschland führt. Neue Analysen warnen vor wachsendem Druck auf die Autoindustrie und Wertschöpfungsketten.

Die USA schließen die Tür – Deutschland bekommt die Lieferung

Der Kern der Geschichte ist schnell erzählt: Die USA haben chinesische Produkte mit Strafzöllen von zeitweise 145 Prozent belegt. China antwortet – nicht mit Verärgerung, sondern mit Logistik. Die Waren, die in den Vereinigten Staaten nicht mehr ankommen, landen jetzt in Europa.

Eine neue Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), finanziert vom Auswärtigen Amt, bestätigt nun die Befürchtungen, die Industrievertreter seit Monaten äußern: China lenkt Exporte gezielt nach Deutschland um. Und das nicht in symbolischen Größenordnungen, sondern in einer Härte, die ganze Wertschöpfungsketten durcheinanderbringt.

„Der Importdruck aus China ist 2025 weiter deutlich gewachsen“, sagt IW-Ökonomin Samina Sultan. Die Kombination aus Überproduktion, staatlichen Subventionen, einer gezielten Exportstrategie – und einem Yuan, der künstlich günstig zum Euro steht – wirkt wie ein perfekter Sturm.

Hybridautos: Der große Schlupfwinkel im EU-Zollregime

Der sichtbarste Umschichtungseffekt trifft die Branche, die am empfindlichsten reagiert: die Autoindustrie.

Die US-Importe chinesischer Plug-in-Hybridautos sind im ersten Halbjahr 2025 fast vollständig eingebrochen – minus 99 Prozent. Gleichzeitig gingen die Exporte dieser Fahrzeuge nach Deutschland regelrecht durch die Decke. Ein Plus von über 80 Prozent und 98 Millionen Euro innerhalb weniger Monate.

Der Grund ist so simpel wie politisch brisant:
Die EU erhebt seit Herbst 2024 hohe Zölle auf chinesische Elektroautos, nicht aber auf Plug-in-Hybride. PHEVs sind der Schlupfwinkel, durch den China weiterhin große Stückzahlen nach Europa liefern kann.

Für die deutschen Hersteller, deren Margen gerade im Übergang zur E-Mobilität ohnehin unter Druck stehen, ist das ein gefährliches Signal. Chinesische Unternehmen umfahren das EU-Zollregime – und zwar vollkommen legal.

Auch die Zulieferer spüren die Welle – und sie kommt aus Wettbewerbsgründen

Es bleibt nicht bei Autos. Die IW-Studie zeigt massive Umschichtungen in Branchen, die für die deutsche Industrie systemrelevant sind:

  • Lkw-Importe aus China: +240 Prozent
  • Importe elektrischer Maschinenteile: +60 Prozent
  • Schaltgetriebe: +230 Prozent im ersten Halbjahr, ein Bereich, der traditionell eine deutsche Stärke war

Diese Dynamik wäre allein durch umgeleitete Warenströme erklärungsbedürftig genug – doch die IW-Forscher sprechen es offen aus:
China liefert billiger, als hiesige Produzenten mithalten können.

„Der Preisdruck basiert wesentlich auf Subventionen und Wechselkursvorteilen“, sagt Jürgen Matthes vom IW.
Mit anderen Worten: Deutschland bekommt Produkte, die in China zu Preisen gefertigt wurden, die ohne staatliche Eingriffe nicht darstellbar wären.

Dumping oder Strukturwandel? Die Europäer stehen vor einer Grundsatzfrage

Europa hat sich in der Vergangenheit gern auf WTO-Regularien verlassen – Regeln gegen Dumping, Regeln gegen Marktverzerrung, Regeln für fairen Wettbewerb.

Doch die Realität hat sich weiterentwickelt:
China produziert strukturell mehr, als es selbst benötigt. Die USA blockieren diese Überproduktion mit Zöllen. Europa fängt sie ab – teilweise ungeschützt.

Die Folge zeigt sich bereits in den deutschen Zahlen:
Der chinesische Export in die EU stieg zwischen Januar und September 2025 um acht Prozent.
Nach Deutschland sogar um elf Prozent.
In die ASEAN-Staaten ging es ebenfalls zweistellig nach oben.

Weltmärkte sortieren sich um – und Deutschland sitzt genau an der Kreuzung dieser geopolitischen Verwerfungen.

Ein Blick zurück: Die EZB hatte schon vor Jahren gewarnt

Die Europäische Zentralbank kommt in einer aktuellen Analyse zu einem klaren Ergebnis:
Bereits während der ersten Amtszeit von Donald Trump wurden chinesische Exporte, die in den USA aufgrund hoher Zölle nicht mehr unterkamen, in großem Stil in den Euroraum umgeleitet.

Deutschland hat damit Erfahrung. Aber diesmal ist die Dimension größer, und der Industriesektor verletzlicher.

Politische Reaktion? Klingbeils Reise kommt zur rechten Zeit – und dennoch zu spät

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil reist dieser Tage nach China. Das Thema Umleitungseffekte wird zwangsläufig auf dem Tisch liegen.

Doch die politische Ausgangslage ist schwierig:

  • Die USA verlangen Härte gegenüber China.
  • Die deutsche Industrie fordert Schutzmechanismen.
  • Die EU ringt zwischen Freihandel und industriepolitischem Selbstschutz.
  • China selbst signalisiert keine Bereitschaft, seine Exportpolitik zu ändern.

Europa kann die Zölle nicht einfach nach oben schrauben, ohne riskante Gegenreaktionen zu provozieren.

Was jetzt auf dem Spiel steht

Die IW-Studie schließt mit einer ernüchternden Einschätzung:
Ohne neue EU-Handelsschutzinstrumente – insbesondere für Hybride und Autoteile – werde der „industrielle Kern“ in Deutschland weiter erodieren.

Das Problem ist größer als die Frage einzelner Warengruppen.
Es geht um:

  • deutsche Wettbewerbsfähigkeit,
  • strategische Abhängigkeiten,
  • industriepolitische Souveränität.

Denn wenn China in großem Stil Marktanteile über Preise, Subventionen und gezielte Warenumlenkung aufbaut, ist das kein klassischer Wettbewerb – es ist eine industriepolitische Strategie.

Und Deutschland steht, ohne es gewollt zu haben, im Zentrum dieses neuen Welthandelskonflikts – als größter europäischer Zielmarkt für Waren, die in der Weltpolitik längst Druckmittel sind.

Finanzen / Wirtschäft / China / Exportumleitung / Autoindustrie
[InvestmentWeek] · 19.11.2025 · 08:00 Uhr
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