Baywa: Schuldenabbau und Neuausrichtung für eine nachhaltige Zukunft
Der Münchner Mischkonzern Baywa plant eine drastische Reduzierung seiner Schuldenlast um gut vier Milliarden Euro. Angesichts der stetig wachsenden Zinslast für Kredite in Höhe von 5,4 Milliarden Euro sieht sich der Konzern gezwungen, zwei Drittel seiner Geschäfte zu veräußern. Vorstandschef Frank Hiller verkündete auf einer Pressekonferenz, dass durch diese Maßnahmen der national fokussierte Agrarhandel wieder in den Mittelpunkt rücken soll.
Im Zuge der Reorganisation verzeichnete Baywa in den ersten neun Monaten einen Umsatzrückgang von über 20 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro. Dies ist sowohl auf die gegenwärtige Sanierung als auch auf die schwache Konjunktur zurückzuführen. Entscheidend ist das langfristige Ziel: Bis 2028 soll die Schuldenlast des Unternehmens um drei Viertel auf etwa 1,3 Milliarden Euro reduziert werden. Der Verkauf der niederländischen Tochter Cefetra soll noch vor Jahresende abgeschlossen sein und 600 Millionen Euro für die Schuldentilgung einbringen.
Auch die Belegschaft wird im Rahmen der Umstrukturierung erheblich verkleinert. Von den gegenwärtig über 23.000 Mitarbeitern könnten bis zum Ende der Sanierung lediglich etwa 8.000 im Unternehmen verbleiben. Dieser Prozess ist Teil einer strategischen Neuausrichtung, die den Rückzug aus internationalen Geschäften vorsieht.
Für das kommende Jahr ist der Verkauf der neuseeländischen Tochter Turners & Growers vorgesehen, die maßgeblich im Apfelgeschäft engagiert ist. Hiller hebt hervor, dass Baywa 2028 wieder zu einem regionalen Marktführer mit 10 Milliarden Euro Umsatz avancieren soll.
Baywa durchlief 2023 und 2024 hohe Verluste, im Kontrast zu einem noch gewinnbringenden Jahr 2022 mit 27 Milliarden Euro Umsatz. Hiller kritisierte die frühere Unternehmensführung für ihre fragwürdige Expansionsstrategie, die nun von der Münchner Staatsanwaltschaft und der Finanzaufsicht Bafin untersucht wird. Unabhängig davon lässt Baywa mögliche Fehlverhalten ehemaliger Manager intern prüfen, mit Bekanntgabe der Ergebnisse auf der nächsten Hauptversammlung.
Im Aufsichtsrat verbleiben prominente Mitglieder wie Bauernpräsident Joachim Rukwied und CSU-Politikerin Monika Hohlmeier, die sich bislang nicht zu einem Rückzug geäußert haben, während der Hauptaktionär, der Bayerische Genossenschaftsverband, den Rückzug empfiehlt.

