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Assads Drogenimperium: Die schwelende Gefahr für Europa

24. Januar 2025, 19:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Die industrielle Captagon-Produktion unter dem Assad-Regime finanzierte Krieg und Korruption im Nahen Osten. Nach Assads Sturz drohen nun Verlagerung und Expansion des Drogenhandels – mit ernsthaften Folgen für Europa.

Der Sturz Baschar al-Assads markiert nicht nur das Ende seiner jahrelangen autokratischen Herrschaft, sondern auch den Beginn eines neuen Kapitels im globalen Drogenhandel.

Syrien war unter seiner Regierung nicht nur ein politischer Brennpunkt, sondern auch das Epizentrum einer gigantischen Drogenindustrie.

Captagon, eine synthetische Droge, die ursprünglich in Deutschland entwickelt wurde, avancierte in Assads Herrschaftszeit zur Haupteinnahmequelle des Regimes – mit einer geschätzten jährlichen Marktgröße von zehn Milliarden Dollar.

Im Dezember 2024 gelang den Rebellen der Organisation Hayat Tahrir al-Sham (HTS) die Einnahme von Damaskus, während Assad ins Exil nach Moskau floh. Bereits kurz nach der Machtübernahme führten die neuen Herrscher internationale Journalisten zu Produktionsstätten, die die Dimensionen des Captagon-Handels verdeutlichten.

Auf dem Gelände einer ehemaligen Snack-Fabrik in Douma offenbarte sich das industrielle Ausmaß: Maschinen, chemische Substanzen und Logistiknetzwerke, die darauf ausgelegt waren, Millionen von Tabletten zu produzieren und global zu vertreiben.

Ein Regime, das auf Pillen gebaut war

Unter der Leitung von Assads Bruder Maher und der berüchtigten Vierten Panzerdivision war die Captagon-Produktion systematisiert worden.

Captagon, ursprünglich in Deutschland als Medikament entwickelt, wurde unter Assad zur Einnahmequelle für Korruption, Krieg und Sucht in der gesamten Nahost-Region.

Syrien wurde zum Hauptproduzenten des Amphetamin-Derivats, das vor allem in den Golfstaaten eine breite Konsumentenschicht fand – von wohlhabenden Jugendlichen bis hin zu Arbeitern und Kämpfern.

„Captagon wurde systematisch als Einnahmequelle genutzt, um die Machtstrukturen des Regimes zu stabilisieren“, erklärt Caroline Rose vom New Lines Institute in Washington.

Diese Finanzströme ermöglichten es Assad, politische Unterstützer und militärische Loyalisten zu belohnen und seine Macht trotz internationaler Isolation zu erhalten.

Das Erbe der Zerstörung

Mit Assads Sturz steht die syrische Drogenproduktion vor einer Zäsur. Doch die globale Nachfrage bleibt bestehen. Experten wie Rose warnen, dass die Produktion nicht verschwinden wird, sondern vielmehr in andere Länder abwandern könnte.

Der Irak, Libanon und die Türkei gelten als mögliche neue Standorte für Großlabore. Diese Verlagerung bringt die Produktionsstätten näher an Europa heran, das zunehmend als Transit- und Produktionsstandort ins Visier rückt.

In Deutschland wurden in den vergangenen drei Jahren bereits 1,2 Tonnen Captagon sichergestellt – eine alarmierende Zahl. Ein aufgedecktes Labor im Raum Regensburg zeigt, dass auch hier die Grundlagen für eine lokale Produktion geschaffen werden könnten.

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Der Preis des Profits

Der Konsum von Captagon zieht sich im Nahen Osten durch alle Gesellschaftsschichten. Während wohlhabende Jugendliche die Droge als Partystimulans nutzen, greifen Arbeiter zu, um mehrere Schichten durchzustehen. In Saudi-Arabien hat der Konsum epidemische Ausmaße erreicht – eine Folge der aggressiven Exportstrategie des Assad-Regimes.

Die wirtschaftlichen Anreize für kriminelle Netzwerke sind enorm: Die Produktionskosten einer Pille belaufen sich auf wenige Cents, während der Verkaufspreis in Dubai oder Riad bis zu 25 Dollar erreichen kann. „Es ist ein Geschäft mit nahezu unschlagbaren Gewinnmargen“, erklärt Rose.

Europa als nächste Frontlinie?

Mit der Verlagerung der Produktion drohen Europa neue Herausforderungen. Die Behörden befürchten nicht nur einen Anstieg des Schmuggels, sondern auch eine Zunahme des Konsums. Zwar sind Drogen wie Ecstasy und Speed derzeit populärer, doch eine Verknappung im Nahen Osten könnte Captagon zu einer attraktiven Alternative auf dem europäischen Schwarzmarkt machen.

Die politische Instabilität in den möglichen neuen Produktionsländern – sei es der Irak oder Libanon – erschwert eine koordinierte Bekämpfung. Ohne nachhaltige wirtschaftliche Perspektiven für die lokalen Bevölkerungen droht eine Eskalation des Problems.

Ein dunkles Vermächtnis

Das Assad-Regime hat den Nahen Osten nicht nur mit Krieg und Zerstörung zurückgelassen, sondern auch mit einer florierenden Drogenwirtschaft. Die Herausforderungen, die Captagon für Europa mit sich bringt, sind ein Beleg dafür, dass die Nachwehen seiner Herrschaft global spürbar bleiben.

„Die Bekämpfung des Captagon-Handels erfordert nicht nur polizeiliche Maßnahmen, sondern auch wirtschaftliche Investitionen und internationale Zusammenarbeit“, warnt Rose. Ohne diese Anstrengungen droht Assads Drogenimperium, in einer neuen Form wieder aufzuerstehen – und diesmal mit Europa im Zentrum der Auswirkungen.

Finanzen / Global
[InvestmentWeek] · 24.01.2025 · 19:00 Uhr
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