Zwischen Markteroberung und Regulierung: Der Druck auf Shein und Temu wächst
Der Handelsverband hat deutliche Kritik an der Bundesregierung geübt und wirft ihr vor, bei den populären asiatischen Shoppingplattformen Shein und Temu untätig zu bleiben. Laut Alexander von Preen, Präsident des Handelsverbandes, entspricht dies einer "unterlassenen Hilfeleistung" gegenüber dem Mittelstand, dem Handel und den Herstellern. Auf dem Handelskongress in Berlin bezichtigte er die Plattformen, europäische Standards in den Bereichen Verbraucherschutz, Steuern und Umwelt systematisch zu umgehen, was eine "Sabotage am Binnenmarkt" darstelle. Das Problem liege nicht in einem Mangel an Vorschriften, sondern in deren mangelnder Durchsetzung.
Obwohl Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) in ihrer Rede nicht explizit auf Shein und Temu einging, betonte sie das Ziel, die Rechtsdurchsetzung im E-Commerce zu stärken. Trotz der Kritik erfreuen sich beide Portale bei Verbrauchern wachsender Beliebtheit. Shein nimmt im aktuellen Ranking des EHI Handelsforschungsinstituts bereits den siebten Platz unter den größten Onlineshops in Deutschland ein, während Temu unter den Marktplätzen den vierten Rang belegt. Die immense Popularität lässt sich durch die täglich etwa 400.000 an deutsche Kunden versandten Pakete und Umsätze zwischen 2,7 und 3,3 Milliarden Euro in Deutschland 2024 veranschaulichen. Mit über 14 Millionen Käufern in Deutschland haben die Plattformen eine beachtliche Reichweite erzielt.
Allerdings sind die Anbieter wegen der Produktqualität, unzureichender Kontrollen und ungleicher Wettbewerbsbedingungen umstritten. Forderungen nach schärferen Regulierungen und verbessertem Verbraucherschutz werden laut.
In Frankreich hat die Regierung vermehrt Maßnahmen gegen Shein ergriffen, darunter die Kontrolle von 200.000 Paketen am Pariser Flughafen. Zwar konnte Shein eine vollständige Sperrung der Website abwenden, dennoch hat die französische Regierung durchgesetzt, dass illegale Produkte von der Plattform entfernt werden. Eine ähnliche Initiative in Deutschland wird in Betracht gezogen, jedoch hält sich die Bundesregierung zu möglichen Schwerpunktkontrollen an Flughäfen nach dem Vorbild Frankreichs bedeckt. Die Risikoanalysen im Online-Handel erfolgen laut dem Finanzministerium ohne Ankündigung und stichprobenartig.

