Warum der Dax bis Mai 2026 weiter zulegen könnte
In den Tagen vor der nächsten Sitzung der US-Notenbank verdichten sich die Hinweise auf eine weitere Zinssenkung. Der Markt preist diese Erwartung bereits mit hoher Wahrscheinlichkeit ein. Das bedeutet: Ein tatsächlicher Schritt nach unten wäre kaum mehr ein Kurstreiber – ein Ausbleiben hingegen ein Schock. Die Fed dürfte sich dieser Fallhöhe bewusst sein.
Ein entscheidender Übergang in der US-Geldpolitik
Bemerkenswerter als die einzelne Entscheidung ist jedoch der strukturelle Kurswechsel der Notenbank: Anfang Dezember wurde das Bilanzschrumpfen (Quantitative Tightening) beendet, die Fed verharrt in einer Art neutralem Zwischenzustand. Noch ist kein expansives Programm erkennbar – aber die Voraussetzungen für eine geldpolitische Lockerung sind geschaffen.
2026 kommt zusätzlich Bewegung ins Personal. Mit der anstehenden Neubesetzung an der Spitze der US-Notenbank rückt eine Phase stärkerer geldpolitischer Unterstützung in den Bereich des Möglichen. Ob Donald Trump seinen Favoriten Kevin Hassett ins Amt hebt oder sich am Ende ein anderer Kandidat durchsetzt – die Richtung, darin sind sich Marktteilnehmer einig, wird großzügiger sein als unter Jerome Powell. Allein die Erwartung eines Kurswechsels könnte die Börsen über den Jahresbeginn hinaus tragen.
Warum besonders der Dax von dieser Entwicklung profitieren könnte
Deutsche Aktien leiden seit Monaten unter dem Renditeanstieg bei Staatsanleihen. Zehnjährige Bundesanleihen bewegen sich inzwischen Richtung 2,8 Prozent – ein Niveau, das bei einem weiteren Anstieg historisch belastend wirkt. Die Aussicht auf sinkende US-Renditen nimmt hier Druck heraus und schafft Spielraum für Erleichterung.
Gleichzeitig meldet sich ausgerechnet jene Branche zurück, deren Schwäche den Dax lange gebremst hat: die heimische Autoindustrie.
Die Autohersteller überraschen – und senden klare Signale
Die Aktien von Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz zeigen seit über einem Jahr eine Robustheit, die kaum zu den negativen Schlagzeilen passt. Sinkende Margen, schleppender Absatz, Kostendruck – die Börsen haben all das längst verarbeitet. Remarkabel: Die Kurse haben gehalten. Ein klassisches Muster für eine Bodenbildung.
Nun wird der Branche von politischer Seite unverhoffter Rückenwind gegeben. Die EU rückt vom strikten Verbrennerverbot ab, die USA lockern Umweltvorgaben. Für deutsche Hersteller bedeutet das: weniger regulatorischer Druck, mehr Raum für technologiegetriebene Entwicklung – also genau das, worin sie traditionell stark sind.
Hinzu kommt: Die Bilanzen der großen Konzerne sind stabil. Viele der schwachen Zahlen der vergangenen Quartale resultierten aus Sondereffekten und Umstrukturierungen, nicht aus einer echten operativen Erosion.
Technische und fundamentale Stärke treffen aufeinander
BMW hat mit dem Ausbruch über die langjährige Widerstandszone um 85 bis 90 Euro ein wichtiges technisches Kaufsignal geliefert. Volkswagen und Mercedes-Benz notieren ebenfalls an charttechnisch relevanten Marken und gelten aufgrund hoher Dividendenrenditen weiterhin als attraktiv. Die Porsche Holding profitiert indirekt über ihren VW-Anteil.
Auch Continental zeigt, wie eng Kursentwicklung und operative Fortschritte verknüpft sein können. Kurz nach der Abspaltung des Autotechnikgeschäfts übersprang die Aktie die entscheidende Marke bei 59 Euro – ein Hinweis darauf, dass die strategische Neuausrichtung an der Börse ankommt.
Sonderfall Bayer – Wende mit Fragezeichen
Auch Bayer könnte 2026 ein Überraschungskandidat werden. Die Aktie hat eine zentrale charttechnische Barriere bei 30 Euro überwunden – just in dem Moment, als sich in den USA eine juristische Entspannung im Glyphosat-Streit abzeichnete. Neue Produkte, operative Stabilisierung und steigende Rücklagen für Rechtsrisiken untermauern diese Bewegung. Hält der Kurs die 30-Euro-Marke, ist ein Anstieg Richtung 45 Euro möglich. Doch nach Jahren der Krise bleibt Vorsicht angebracht.
Der Dax vor einer Entscheidung
Nach dem kurzen Rutsch unter 23.000 Punkte hat sich der Leitindex rasch über die wichtige Schwelle von 23.500 Punkten zurückgearbeitet. Das verbessert die Ausgangslage erheblich.
Die mittelfristige Spanne bleibt klar definiert:
– Untergrenze: 23.000 Punkte
– Obergrenze: 24.600 Punkte
Gelingt der Vorstoß an den oberen Rand dieser Zone, wäre ein Ausbruch auf neue Rekordstände im Januar realistisch – möglicherweise zeitgleich mit der Ernennung des neuen US-Notenbankchefs.


