Die saisonalen Herausforderungen im deutschen Einzelhandel zur Weihnachtszeit
Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hat ergeben, dass die deutschen Konsumenten planen, durchschnittlich 263 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Trotz dieser optimistischen Prognose stehen viele Einzelhändler in Deutschland vor erheblichen Herausforderungen in der laufenden Weihnachtssaison. Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat in einer Untersuchung festgestellt, dass etwa zwei Drittel der befragten Einzelhändler mit dem bisherigen Verlauf des Weihnachtsgeschäfts unzufrieden sind.
Inmitten der festlichen Stimmung herrscht Vorsicht, und viele Käufer sind angesichts globaler Unsicherheiten gezwungen, ihre Ausgaben genau zu kalkulieren. Stephan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE, betont, dass der exzessive Anstieg asiatischer Online-Plattformen wie Temu und Shein, insbesondere in der Modebranche, eine spürbare Bedrohung für den deutschen Einzelhandel darstellt. Experten wie Axel Augustin vom Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels (BTE) schätzen, dass diesen Plattformen ein Umsatzpotenzial von über drei Milliarden Euro entgeht, das eigentlich den deutschen Modehändlern zugutekommen könnte.
Das übliche Kaufverhalten verändert sich ebenfalls mit Blick auf Rabatttage wie den Black Friday, die zunehmend an Attraktivität verlieren. Eine Untersuchung des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln zeigt, dass viele Konsumenten auf solche Aktionen verzichten, da asiatische E-Commerce-Plattformen ganzjährig günstige Preisangebote bieten. Dies wirft nicht nur Fragen hinsichtlich der Nachhaltigkeit dieser Preisgestaltung auf, sondern auch hinsichtlich der kulturellen und ethischen Grenzlinien. Die Bedenken über Produktqualität und die Arbeitsbedingungen in den Lieferketten sind kritische Faktoren, die das Bewusstsein der Verbraucher prägen.
Der beispiellose Erfolg von Plattformen wie Temu und Shein ist unübersehbar. Laut Ralf Deckers vom IFH Köln sind die unschlagbaren Argumente dieser Plattformen deren niedrige Preise und das breite Sortiment. Diese Faktoren verstärken ihre Marktmacht in erschreckendem Maße, was durch ihre beeindruckenden Umsätze und die dadurch provozierte Zunahme an Insolvenzen im deutschen Einzelhandel offensichtlich wird. Allianz Trade hat zwischen August 2024 und August 2025 mit 2.490 Fällen die höchste Anzahl an Insolvenzen seit 2016 registriert. Diese Entwicklung zeigt nicht nur die Anpassungsfähigkeit globaler Märkte auf, sondern verdeutlicht auch die Notwendigkeit für den heimischen Handel, innovative und nachhaltige Strategien zu entwickeln, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.

