Xbox mit SteamOS? Ex-Manager Ybarra fordert Windows-Abschied
In der Chefetage der Gaming-Giganten herrscht oft diplomatisches Schweigen, doch wenn ehemalige Führungskräfte das Wort ergreifen, wird es meist spannend. Mike Ybarra, einst Xbox-Executive und Blizzard-Präsident, sorgt aktuell für ordentlich Wirbel in der Branche. Sein Appell an Valve ist so simpel wie brisant: Befreit SteamOS! Ybarra fordert das Unternehmen hinter der populären PC-Plattform dazu auf, ihr Betriebssystem endlich offiziell für Dritthersteller zugänglich zu machen. Doch er geht noch einen Schritt weiter und wirft eine Idee in den Raum, die in Redmond wohl für Schnappatmung sorgen dürfte: Xbox sollte Windows den Rücken kehren und stattdessen voll auf SteamOS setzen.
Der Schlüssel zur Dominanz
Die Logik hinter Ybarras Vorstoß besticht durch pragmatische Klarheit. „Liebes Valve Software Team, lasst bitte einfach Dritte SteamOS nutzen“, flehte er förmlich in einem Social-Media-Post. Wenn Hardware-Hersteller ihre Geräte mit verschiedenen Konfigurationen direkt mit diesem System ausliefern könnten, würde die Verbreitung explodieren – und damit auch Valves Store-Umsätze. Für Xbox wäre dieser Schritt laut Ybarra ein Befreiungsschlag. Anstatt krampfhaft Windows mit all seinem Ballast wie AI-Copiloten, Teams-Integrationen und Office-Funktionen auf eine Spielkonsole zu zwängen, könnte man sich auf das Wesentliche konzentrieren: das Gaming. Ein schlankes, für Spiele optimiertes Linux-System auf Microsoft-Hardware? Ein feuchter Traum für viele Gamer, aber wohl ein politisches Minenfeld innerhalb des Microsoft-Konzerns.
Technische Hürden und Treiber-Alpträume
Doch warum zögert Valve noch? Die Zurückhaltung liegt weniger im Unwillen begründet, sondern in der harten technischen Realität. SteamOS basiert auf Linux und ist derzeit maßgeschneidert für spezifische Hardware wie das Steam Deck oder das Lenovo Legion Go S. Eine breite Öffnung erfordert eine gigantische Treiber-Bibliothek, um auf unzähligen CPU- und GPU-Kombinationen stabil zu laufen. Derzeit fehlen Valve schlicht die Ressourcen, um diese „Driver Hell“ zu managen, während man sich primär auf die Zusammenarbeit mit AMD für die eigenen kommenden Geräte konzentriert. Dennoch ist das System in seiner jetzigen Form bereits erstaunlich offen. Mutige Bastler installieren Recovery-Images auf Desktop-PCs, und die Open-Source-Community füllt die Lücken, die Valve offenlässt. Projekte wie die Fedora-basierte Distribution „Bazzite“ emulieren das Steam-Deck-Feeling bereits täuschend echt und booten direkt in den Big-Picture-Modus.
Microsofts schlimmster Alptraum wird Realität
Die Brisanz dieser Thematik wird durch die Analyse von Joost van Dreunen, Professor an der NYU Stern School of Business, weiter verschärft. Er bezeichnet die kommende Steam Machine als „Microsofts schlimmsten Alptraum, der zu einem versandfertigen Produkt wird“. Wenn PC-Gaming im Wohnzimmer ohne Windows funktioniert, verliert Microsoft seine Vormachtstellung als Gatekeeper. Dies könnte den Konzern noch stärker dazu zwingen, Hardware als sekundär zu betrachten und sich fast ausschließlich auf den Game Pass und Cloud-Dienste zu fokussieren. Mit dem geplanten Launch der neuen Steam Machine, des Controllers und des VR-Headsets „Steam Frame“ im Frühjahr 2026, steuern wir auf einen faszinierenden Machtkampf um das Betriebssystem der Zukunft zu.


