Weinindustrie unter Druck – Überangebot und sinkende Nachfrage lassen Weinbergpreise weltweit einbrechen
Die globalen Weinberge verlieren rapide an Wert. Laut dem aktuellen Wealth Report von Knight Frank, der am Mittwoch veröffentlicht wurde, sind die Preise für Weinanbauflächen in einigen Regionen im vergangenen Jahr um bis zu 33 Prozent gesunken. Haupttreiber sind ein Überangebot, veränderte Konsumgewohnheiten und eine rückläufige Nachfrage aus wichtigen Exportmärkten wie China.
Besonders stark betroffen ist Neuseelands Marlborough-Region, wo die Preise 2024 um ein Drittel fielen, nachdem sie im Vorjahr noch ein Rekordhoch erreicht hatten. In Kaliforniens Napa Valley sanken die Werte um 15 Prozent, während Australiens Barossa Valley und Frankreichs Côtes du Rhône jeweils ein Minus von 10 Prozent verzeichneten.
Die Weinindustrie kämpft mit sich wandelnden Konsumtrends. Jüngere Generationen greifen zunehmend zu anderen Getränken oder meiden Alkohol ganz. In Frankreich konsumieren Angehörige der Generation Z nur noch halb so viel Wein pro Kopf wie ältere Millennials, so eine Analyse von Nielsen.
Hinzu kommt ein weltweites Überangebot. Trotz eines Rückgangs der Weinproduktion um 20 Prozent in den vergangenen zwei Jahrzehnten sitzen viele Winzer weiterhin auf großen Beständen. Dies trifft insbesondere den Markt für Bulk-Weine, die in großen Mengen transportiert und am Zielort abgefüllt werden. In Neuseelands Marlborough fiel der Preis für Bulk-Wein von 7 auf 3 Neuseeland-Dollar pro Liter, berichtete Kurt Lindsay von Bayleys, dem neuseeländischen Partner von Knight Frank. In Chile sank der Preis für die Rebsorte País auf 9 US-Cent pro Kilo – nur halb so viel wie die Produktionskosten.
Auch börsennotierte Weinproduzenten leiden unter der schwachen Nachfrage. Treasury Wine Estates verzeichnete in der zweiten Jahreshälfte 2024 einen Umsatzrückgang von 5 Prozent im Premium- und Massenmarktsegment. Constellation Brands, der größte US-Weinproduzent, meldete für sein drittes Quartal einen Absatzrückgang von 16,4 Prozent bei Wein und Spirituosen.
Aufgrund der schwierigen Marktbedingungen stellen einige Winzer auf andere landwirtschaftliche Produkte um. In Argentiniens Mendoza-Region weichen Reben zunehmend dem Gemüseanbau – insbesondere Knoblauch. In Chile setzen viele Winzer auf Kirschen oder Olivenbäume, die sich besser an trockene Bedingungen anpassen lassen. Auch im französischen Bordeaux-Gebiet ersetzen Landwirte schwächelnde Weinfelder zunehmend durch Olivenhaine oder Solaranlagen.
Dennoch gibt es Regionen, in denen die Werte stabil bleiben oder sogar steigen. Spitzenlagen wie die französische Champagne halten sich weiterhin auf hohem Niveau. In Großbritannien profitieren Weinberge in Essex von einem Wertzuwachs von 20 Prozent, da sich das wärmere Klima positiv auf den Anbau auswirkt.

