Was hinter der neuen Pandemie-Warnung wirklich steckt
Institut Pasteur schlägt Alarm – Sorge vor einer Mutation
Die Warnung kommt von hoher Stelle: Marie-Anne Rameix-Welti, Leiterin des Zentrums für Atemwegsinfektionen am renommierten Institut Pasteur, hält eine Zukunftspandemie durch Vogelgrippe für „wahrscheinlich sehr schwerwiegend“.
Ihr größtes Risiko: eine Mutation, die das H5-Virus besser an Säugetiere – und letztlich an den Menschen – anpasst.
Das Institut fürchtet:
- dass sich H5-Varianten an Wirtszellen von Säugetieren anpassen,
- dass Übertragungen von Tier zu Mensch häufiger werden,
- und dass irgendwann eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung möglich wird.
Gerade weil es gegen H5-Viren keine natürliche Immunität in der Bevölkerung gibt, sieht man die Gefahr größer als bei saisonalen Grippen.
Warum Vogelgrippe potenziell gefährlicher sein könnte als Corona
Das Institut Pasteur argumentiert mit zwei Faktoren:
- Keine Antikörper gegen H5-Stämme
Während die Bevölkerung zumindest teilweise gegen saisonale Influenza geschützt ist, fehlt eine Grundimmunität gegen Vogelgrippeviren. - Schwere Verläufe auch bei jungen und gesunden Menschen
Anders als bei Covid-19, das hauptsächlich für Risikogruppen tödlich war, könnten H5-Viren laut Rameix-Welti auch gesunde Erwachsene schwer treffen.
Zwischen 2003 und 2025 erkrankten laut WHO knapp tausend Menschen an verschiedenen H5-Viren – fast die Hälfte von ihnen starb. Die Fallzahlen sind extrem niedrig, die Sterblichkeit dafür extrem hoch.
WHO und internationale Behörden bremsen die Panik
Ganz anders klingt es jedoch bei der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH). Deren Wissenschaftsdirektor Gregorio Torres stuft das Risiko einer globalen Pandemie derzeit als gering ein.
Seine Argumente:
- Die Welt ist besser vorbereitet als 2019.
- Es existieren bereits Impfstoffkandidaten gegen H5-Varianten.
- Antivirale Medikamente wirken voraussichtlich auch gegen mutierte H5-Stämme.
- Die Übertragungen auf Menschen bleiben extrem selten.
Torres warnt davor, aus einzelnen Fällen automatisch eine Pandemiedrohung abzuleiten.
Ein erster Fall – oder doch nicht? Streit über US-Infektion
In den USA wurde im November ein möglicher erster Fall einer H5N5-Infektion gemeldet. Der Betroffene, der Vorerkrankungen hatte, starb. Doch die WHO widerspricht: Solche Fälle habe es bereits in der Vergangenheit gegeben – insgesamt fast tausend in über 20 Jahren.
Die Diskrepanz zeigt, wie schwer die Datenlage zu bewerten ist und wie schnell Einzelfälle in den Fokus geraten können.
Zwischen Warnung und Realität: Wie groß ist die Gefahr?
Der wissenschaftliche Konsens lautet aktuell:
- Ja, eine Mutation von Vogelgrippeviren ist möglich.
- Ja, ein solcher Sprung könnte gefährlich sein.
- Aber: Gegenwärtig gibt es keine Hinweise auf eine bevorstehende Mensch-zu-Mensch-Pandemie.
H5-Varianten sind vor allem ein Risiko für Personen mit engem Tierkontakt: Geflügelhalter, Tierärzte, Farmarbeiter. Für die breite Bevölkerung ist die Gefahr derzeit gering.
Fazit: Wachsam bleiben – aber Panik ist unangebracht
Die Warnung des Institut Pasteur zeigt, dass Vogelgrippe für Forschungseinrichtungen ein ernstzunehmendes Szenario bleibt. Doch internationale Behörden dämpfen den Alarm: Eine neue Pandemie ist gegenwärtig nicht absehbar, und die Welt ist medizinisch deutlich besser vorbereitet als 2019.
Die Lehre aus den widersprüchlichen Meldungen:
Nicht jede Warnung bedeutet unmittelbare Gefahr – aber sie erinnert daran, dass Viren weiterhin eine der größten globalen Herausforderungen bleiben.


