Warum gerade Medizinstudenten früh an ihre Absicherung denken sollten
Interview mit Dr. Berndt Schlemann, Experte für Versicherungen für Medizinstudenten

Medizinstudenten gehören zu den am stärksten geforderten Studierenden überhaupt. Schon während des Studiums sind Lernbelastung, Schichtdienste und psychischer Druck enorm. „Viele unterschätzen, wie sehr diese Phase die Gesundheit belasten kann“, sagt Dr. Berndt Schlemann, Experte für die Absicherung von Ärztinnen, Ärzten und Studierenden. „Gerade kleine Einschränkungen reichen manchmal schon aus, um den Arztberuf unmöglich zu machen. Ein feines Zittern, ein Hörverlust oder chronische Erschöpfung – das reicht, und die Karriere ist in Gefahr.“
Warum sollten Medizinstudenten schon früh in ihrer Karriere über Versicherungen nachdenken?
Gesundheitliche Risiken beginnen früh. Besonders psychische Belastungen sind ein ernstes Thema. „Leider ja, und häufiger als die meisten vermuten“, erklärt Schlemann. „Schon im Studium oder spätestens in den ersten Berufsjahren als Assistenzarzt ist der Druck enorm. Viele junge Kolleginnen und Kollegen haben kaum Zeit für sich, müssen funktionieren und dauerhaft Leistung bringen. Burnout ist da keine Ausnahme, sondern eine reale Gefahr.“
In emotionalen Ausnahmesituationen – etwa bei der Mitteilung schwerer Diagnosen – zeigt sich die Belastung zusätzlich. „Man darf nicht vergessen: Medizin ist ein sehr forderndes Feld, emotional wie körperlich. Und wer denkt, dass er das dauerhaft einfach wegsteckt, irrt sich. Deshalb: Je früher man sich schützt, desto besser.“
Warum ist frühes Handeln entscheidend?
Viele Studierende schieben das Thema Absicherung vor sich her. „Ganz einfach: Weil man nie weiß, was kommt. Viele denken: ‚Ich bin jung, gesund, das betrifft mich nicht.‘ Aber genau das ist der Fehler“, warnt Schlemann. „Die Risiken schleichen sich leise ein – psychische Überlastung, körperliche Symptome, die sich summieren. Und wenn es ernst wird, ist es zu spät, um sich noch vernünftig abzusichern.“
Neben der Berufsunfähigkeitsversicherung spielt auch die Wahl der richtigen Krankenversicherung eine entscheidende Rolle. Schon während des Studiums lohnt es sich, die Unterschiede zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung zu verstehen – insbesondere mit Blick auf die langfristigen Kosten. Wer sich fragt, wie sich die Beiträge im Laufe des Lebens entwickeln, findet im Vergleich PKV vs GKV wertvolle Informationen, um früh die richtige Entscheidung zu treffen.
Wer während des Studiums handelt, profitiert mehrfach. „Junge Menschen sind in der Regel gesund, was die Gesundheitsprüfung beim Abschluss erleichtert. Außerdem sind die Beiträge viel niedriger, wenn man jung einsteigt. Und: „Man kann sich den Gesundheitszustand ‚einfrieren‘ – spätere Erkrankungen spielen dann keine Rolle mehr.“
Welche Rolle spielt die Berufsunfähigkeitsversicherung?
Eine der wichtigsten Absicherungen für Medizinstudenten ist die Berufsunfähigkeitsversicherung. „Die BU ist die zentrale Schutzmauer für die eigene Arbeitskraft“, sagt Schlemann. „Ohne sie kann eine Krankheit oder ein Unfall schnell existenzbedrohend werden.“ Eine passende Lösung ist die Berufsunfähigkeitsversicherung Medizinstudent. „Sie schafft finanzielle Stabilität, wenn man seinen Beruf nicht mehr ausüben kann – und sichert die Freiheit, Pläne trotzdem weiterzuverfolgen.“
Reicht die Absicherung über das Versorgungswerk nicht aus?
„Das ist ein Trugschluss, den ich leider regelmäßig höre“, erklärt Schlemann, als es um die Absicherung über das Versorgungswerk geht. „Die Berufsunfähigkeitsrente des Versorgungswerks klingt gut – aber sie greift in der Realität so gut wie nie.“
Der Grund: „Sie zahlt nur, wenn man zu 100 Prozent berufsunfähig ist, also praktisch gar nichts mehr tun kann. Und das muss auch noch zweifelsfrei festgestellt werden. In der Praxis bedeutet das: „Die wenigsten bekommen daraus wirklich Hilfe.“
Was sind häufige Fehler in der Praxis?
Zu lange zu warten ist der größte Fehler. „Viele denken, sie kümmern sich später darum – nach dem Examen oder mit dem ersten Gehalt. Aber dann ist es oft schon zu spät. Erste gesundheitliche Probleme tauchen auf, und der Abschluss wird teuer oder sogar unmöglich.“
Auch beim Preis passieren Fehler. „Ein niedriger Beitrag ist verlockend. Aber wenn die Bedingungen nicht wasserdicht sind, zahlt der Versicherer im Ernstfall nicht. Dann hat man jahrelang umsonst Beiträge gezahlt.“
Können Sie einige konkrete Beispiele aus der Beratung nennen?
Wie dramatisch das werden kann, zeigt ein Fall aus seiner Praxis. „Ein junger Anästhesist, Anfang 30, kam wegen eines beginnenden Tinnitus. Er hatte sich nie um BU für Ärzte gekümmert. Wir konnten ihn zwar noch versichern, aber nur mit Einschränkungen und Zuschlägen. Hätte er zwei Jahre früher abgeschlossen, wäre er voll abgesichert gewesen.“
Ein weiteres Beispiel: „Ein Orthopäde verletzte sich bei einem Sturz an der Schulter. Die BU hat er jahrelang aufgeschoben. Am Ende wurde die Schulter vom Versicherungsschutz ausgeschlossen. Hätte er rechtzeitig gehandelt, wäre das nicht passiert.“
Wie können Sie Steuervorteile nutzen?
Neben dem Schutz bietet die Berufsunfähigkeitsversicherung auch finanzielle Vorteile. „Die Beiträge lassen sich steuerlich als Vorsorgeaufwand absetzen“, sagt Schlemann. „Und wer clever kombiniert, nutzt eine Basisrente. Damit können die Beiträge sogar vollständig steuerlich geltend gemacht werden – gleichzeitig stärkt man die Altersvorsorge.“
Wie schafft frühzeitige Sicherheit Freiheit?
Am Ende bleibt für Schlemann nur ein klarer Rat: „Warten ist keine Strategie. Wer jetzt handelt, profitiert später – finanziell und mental. Es geht um Sicherheit, um den Schutz der eigenen Arbeitskraft und darum, im Ernstfall nicht allein dazustehen. Wer sich heute absichert, sorgt dafür, dass er morgen frei entscheiden kann.“

