Investmentweek

Warum deutsche Unternehmen ins Ausland flüchten

27. Dezember 2024, 09:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Hohe Energiepreise, lähmende Bürokratie, fehlende Investitionen: Deutschland verliert zunehmend an Attraktivität für Unternehmen. Großkonzerne wandern ab, der Mittelstand kämpft ums Überleben – eine gefährliche Entwicklung, die klare Antworten erfordert.

Es ist eine düstere Diagnose, die Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), stellt: „Die Großunternehmen verlagern, der Mittelstand leidet oder macht dicht. Das ist eine Bankrotterklärung für den Wirtschaftsstandort Deutschland.“

Es sind harte Worte, die am Unternehmertag 2024 gefallen sind, aber sie treffen einen wunden Punkt.

Die Abwanderung energieintensiver Industrien – Chemie, Metall, Maschinenbau – hat längst begonnen. BASF investiert Milliarden in China statt in Ludwigshafen, und Unternehmen wie Thyssenkrupp kämpfen mit hohen Kosten, die international nicht mehr wettbewerbsfähig sind.

„Die Rahmenbedingungen hierzulande sind einfach zu schlecht,“ erklärt Jandura. Besonders die explodierenden Energiepreise machen der Industrie schwer zu schaffen.

Energieintensive Branchen wie Chemie, Metall und Maschinenbau zahlen in Deutschland Höchstpreise. Die Folge: Produktionsverlagerungen und ein schwindender Industriestandort.

Energiepreise als Hauptproblem

Die hohen Strom- und Gaspreise gelten als größtes Hemmnis für den Standort Deutschland. Während Länder wie die USA oder China günstige Energie garantieren, kämpfen deutsche Unternehmen mit rekordverdächtigen Kosten. Das trifft vor allem die energieintensiven Branchen – die Grundpfeiler der deutschen Exportwirtschaft.

„Die Situation ist existenzbedrohend,“ sagt ein Vertreter aus der Chemieindustrie, der anonym bleiben will.

„Wir reden nicht mehr von Margen, sondern davon, ob wir überhaupt noch wettbewerbsfähig bleiben können.“ Der Trend zeigt: Wo die Belastung zu hoch wird, werden Produktionsstätten verlagert. Und was einmal geht, kommt nicht wieder.

Regulierung statt Erleichterung

Doch die Energiepreise sind nicht das einzige Problem. Unternehmen sehen sich zunehmend durch Regulierungen und bürokratische Hürden ausgebremst.

Von Planungsverfahren, die Jahre dauern, bis hin zu Dokumentationspflichten, die selbst Großkonzerne an ihre Grenzen bringen: Die Anforderungen sind international kaum vergleichbar. „Es fühlt sich an, als ob die Politik uns das Leben absichtlich schwer macht,“ sagt ein Mittelständler aus dem Maschinenbau.

Besonders betroffen ist die Digitalisierung. „Wir reden seit 20 Jahren von Bürokratieabbau, aber faktisch wird der Papierberg größer,“ kritisiert Ralf Wintergerst, Präsident des Digitalverbands Bitkom. „Die Verwaltung ist schlicht nicht vorbereitet auf die Anforderungen moderner Unternehmen.“

Wintergerst fordert eine konsequente Digitalisierung der Prozesse und weist auf den Fachkräftemangel hin, der besonders im IT-Bereich gravierend sei.

„Wenn wir nicht schnell reagieren, verlieren wir den Anschluss,“ warnt er.

Investitionskrise: Vertrauen schwindet

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigt sich alarmiert. „Das Vertrauen der Unternehmen in den Standort Deutschland ist auf einem Tiefpunkt,“ sagt Präsident Peter Adrian.

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Laut einer DIHK-Umfrage planen rund ein Drittel der deutschen Unternehmen, ihre Investitionen zu reduzieren – eine dramatische Entwicklung in einem Land, dessen Wohlstand auf unternehmerischen Innovationen basiert.

Die Zahlen sprechen für sich: Die Investitionen liegen etwa sechs Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau. Und der Trend ist weiter rückläufig.

„Wir erleben gerade eine gefährliche Zurückhaltung, die sich langfristig rächen wird,“ so Adrian. Denn fast 90 Prozent der Investitionen in Deutschland kommen aus der Privatwirtschaft – ein Einbruch bedeutet massive Folgen für das Wirtschaftswachstum.

Ein Teufelskreis für den Mittelstand

Während Großkonzerne die Möglichkeit haben, ins Ausland auszuweichen, bleibt vielen Mittelständlern diese Option verwehrt. Sie sind auf die Nähe zu ihren Zulieferern und Kunden angewiesen, können ihre Kosten aber kaum mehr decken.

„Wir sehen immer mehr Betriebe, die entweder aufgeben oder sich ins Ausland retten,“ sagt Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer.

Die Folgen reichen weit über die betroffenen Branchen hinaus: Sinkende Arbeitsplätze und Kaufkraft treffen auch den Handel und die Dienstleistungssektoren. „Die Abwärtsspirale hat längst begonnen,“ warnt Ostermann.

Politik unter Druck

Die Forderungen der Wirtschaft an die Politik sind eindeutig: Senkung der Energiepreise, Abbau von Bürokratie, Förderung von Innovationen und eine Digitalisierungsoffensive. Doch bisher scheinen die Maßnahmen unzureichend. Der jüngste „Industriegipfel“ von Kanzler Olaf Scholz brachte wenig Konkretes – ein klares Signal, dass der politische Kurs nachjustiert werden muss.

Die Zeit drängt. „Wir können uns keine weiteren Monate des Stillstands leisten,“ mahnt Jandura. „Der Standort Deutschland steht an einem Wendepunkt.“ Es sei jetzt Aufgabe der Politik, die Grundlagen für eine wirtschaftliche Wende zu schaffen – bevor noch mehr Unternehmen die Reißleine ziehen.

Finanzen / Wirtschaft
[InvestmentWeek] · 27.12.2024 · 09:00 Uhr
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