The Expanse: Osiris Reborn – Video zeigt, wie die Entwickler mit echter NASA-Hilfe die Physik austricksen
Genau an diesem Punkt scheitern die meisten Sci-Fi-Games. Sie entscheiden sich entweder für staubtrockenen Realismus, der so viel Spaß macht wie eine Steuererklärung in der Schwerelosigkeit, oder sie ignorieren die Physik komplett und ballern uns Laser-Sounds um die Ohren, als wären wir in einer Disco der 80er Jahre. Doch Owlcat Games wagt mit The Expanse: Osiris Reborn einen anderen Weg. Einen, der verdammt mutig ist.
Wenn das Essen nach Pappe schmeckt: Ein Astronaut packt aus
Um diesen schmalen Grat zwischen „Wow, das ist realistisch“ und „Hilfe, ich schlafe gleich ein“ zu meistern, hat sich das Studio keinen Geringeren als Leroy Chiao ins Boot geholt. Der Mann ist nicht irgendein Berater, der mal einen Sci-Fi-Film gesehen hat; er ist ehemaliger NASA-Astronaut und ISS-Kommandant. In einem frischen Entwicklertagebuch, das gerade bei den Golden Joystick Awards die Runde machte, plaudert er aus dem Nähkästchen – und was er erzählt, verändert, wie wir das Leben im All wahrnehmen.
Wusstest du, dass dein Geschmackssinn in der Schwerelosigkeit praktisch Urlaub macht? Durch die Flüssigkeitsverschiebung im Körper schwellen die Schleimhäute an, ähnlich wie bei einer Dauererkältung. Das Ergebnis: Alles schmeckt fad. In The Expanse: Osiris Reborn ist das nicht nur eine nette Anekdote, sondern Spielmechanik. Die Charaktere haben ein fast manisches Verlangen nach scharfem Essen, nach Gewürzen, nach allem, was den toten Gaumen wiederbelebt. Es sind diese winzigen, fast unsichtbaren Details, die eine Welt nicht nur zeigen, sondern fühlbar machen.
Magnet-Stiefel statt Leinen-Salat
Aber Realismus kann auch ein absoluter Stimmungskiller sein. Stell dir vor, du müsstest dich jedes Mal, wenn du dein Raumschiff verlässt, mit einer Sicherungsleine anbinden, Karabinerhaken checken und dich langsam, ganz langsam vorwärts hangeln. In der Realität rettet das Leben. In einem Game? Ein Albtraum für deinen Geduldsfaden.
Hier greift Owlcat Games tief in die Trickkiste der Buchvorlage. Statt uns mit realistischen Sicherungsleinen in den Wahnsinn zu treiben, schnallen sie uns die ikonischen Magnet-Stiefel an die Füße. Das ist der perfekte Kompromiss: Du spürst die Schwere, die Trägheit, die Gefahr des Vakuums, behältst aber die volle Kontrolle über deine Bewegung. Es ist dieser Tanz auf der Rasierklinge – genug Simulation, um dich zu fordern, aber genug Arcade, damit du den Controller nicht in den Monitor pfefferst.
Der Sound der Stille (und wie man ihn umgeht)
Das vielleicht faszinierendste Element von The Expanse: Osiris Reborn ist jedoch der Kampf. Wie simuliert man ein Gefecht in einer Umgebung, die physikalisch keinen Lärm zulässt, ohne dass es sich „falsch“ anfühlt? Die Lösung der Entwickler ist genial und setzt auf das, was du fühlst, nicht nur auf das, was du hörst.
Statt unrealistischer Explosionen setzt das Spiel auf gedämpften Schall, Vibrationen und das beklemmende Geräusch des eigenen Atems im Helm. Du hörst das Feedback deiner Waffe nicht durch die Luft, sondern durch die Übertragung auf deinen Anzug – dumpf, mechanisch, bedrohlich. Zusammen mit der veränderten Ballistik (ja, Rückstoß in der Schwerelosigkeit ist kein Witz!) entsteht ein Kampfsystem, das dich zwingt, neu zu denken.
Egal ob du auf PC, Xbox Series X|S oder PlayStation 5 unterwegs bist: Wenn dieser Titel erscheint, wirst du dich warm anziehen müssen. Oder besser gesagt: Druckdicht.


