Stadtwerken fehlen 346 Milliarden Euro – Energiewende droht an Finanzierung zu scheitern
535 Milliarden Euro Investitionsbedarf – aber das Geld fehlt
Bis 2045 müssen Stadtwerke und Regionalversorger insgesamt 535 Milliarden Euro in Netzausbau, Wärmewende und Infrastruktur investieren. Das ergab eine Analyse von PwC Deutschland im Auftrag der staatlichen Förderbank KfW. Finanziert werden kann jedoch nur ein Bruchteil. PwC errechnet eine Finanzierungslücke von 346 Milliarden Euro.
Nur etwa ein Viertel der benötigten Summe können die Unternehmen selbst aufbringen, weitere zehn Prozent kommen über Förderprogramme. Für den gesamten Rest existiert bisher keine Finanzierungslösung.
Warum die Lücke bei den Stadtwerken besonders groß ist
Anders als große Energieversorger können Stadtwerke kaum am Kapitalmarkt agieren. Sie gehören häufig Kommunen, müssen Gewinne abführen und Verluste anderer Bereiche ausgleichen, zum Beispiel des öffentlichen Nahverkehrs. Laut einer Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen können lediglich 30 Prozent der Stadtwerke ihre Investitionen aus eigener Kraft stemmen. Viele stoßen an ihre Kreditgrenzen.
Wärmewende frisst Milliarden
Der größte Anteil der Investitionen entfällt auf die Umstellung der Wärmeversorgung. Fernwärmenetze müssen ausgebaut und neue Energiequellen erschlossen werden. Viele Heizkraftwerke verbrennen noch Erdgas, doch die Kapazitäten für Biomasse oder Großwärmepumpen sind bislang gering.
Mehrere Stadtwerke melden bereits explodierende Investitionsvolumina. Enercity in Hannover plant Milliardeninvestitionen, RheinEnergie in Köln spricht von einer Verdreifachung der Investitionen gegenüber früheren Jahren. Auch Mainova in Frankfurt erhöht sein Investitionsbudget deutlich.
PwC schlägt neue Finanzierungsmodelle vor
PwC empfiehlt, den Zugang zu Fremdkapital zu erleichtern und neue Finanzierungswege zu öffnen. Eine Möglichkeit wäre, dass der Staat Risiken von Kreditausfällen teilweise übernimmt. Zusätzlich müssten Stadtwerke mehr Eigenkapital erhalten, beispielsweise durch Kredite der Kommunen oder stille Beteiligungen externer Investoren. Kommunale Eigentümer hätten damit weniger Stimmrechte abzugeben, könnten aber Kapital beschaffen.
Politik steht vor einer Grundsatzentscheidung
Kommunen und Verbände warnen davor, dass Posten der öffentlichen Versorgung nicht von Investoren abhängig werden sollen. Gleichzeitig wird klar: Ohne neues Kapital verzögert sich die Energiewende. Energieversorger fordern von der Politik stabile Rahmenbedingungen und bessere Renditen im Netzgeschäft, damit privates Kapital attraktiver wird.
Für Anleger relevant: Infrastruktur wird zum Investitionsthema
Wenn die Politik externe Investoren zulässt, entsteht ein neuer Markt: Beteiligungen an Wärmenetzen, Netzausbau oder Speicherprojekten. Davon profitieren könnten Unternehmen aus den Bereichen Netztechnik, Wärmepumpen und Infrastruktur. Investoren sollten den Sektor aufmerksam beobachten, denn die Energiewende wird zunehmend ein Investitionsthema, nicht mehr nur ein politisches Projekt.


