Schweinegrippe verbreitet sich schneller

Hamburg (dpa) - Die Schweinegrippe breitet sich in Deutschland immer rascher aus. Die Impfungen gegen das Virus liefen dagegen in der ersten Woche nur schleppend. Zum einen bieten zahlreiche Hausärzte bewusst keine Impfungen an.

Zum anderen wurde laut Stuttgarter Sozialministerium zumindest nach Baden-Württemberg deutlich weniger Impfstoff geliefert als im Juli geplant. Niedersachsen hatte wegen Lieferengpässen den Start der Schweinegrippe-Impfung um eine Woche auf diesen Montag verschoben.

In mehreren Bundesländern mussten in der vergangenen Woche Schulen wegen der Schweinegrippe schließen. Im Süden der Deutschlands wurden am Wochenende mehrere Handballspiele der Regionalliga und der 2. Bundesliga wegen Erkrankungen abgesagt. Das Robert Koch-Institut hat bislang mehr als 25 000 Schweinegrippefälle registriert. Vom Sommer bis Mitte September war die Zahl der wöchentlich registrierten Neuinfektionen laut Institut zurückgegangen, seitdem steigen sie wieder an - besonders in Bayern.

Bundesgesundheitsministers Philipp Rösler (FDP) hält die normale Herbstgrippe derzeit für gefährlicher als die Schweinegrippe, will sich aber gegen beide schützen. Er werde sich erst gegen die normale Grippe impfen lassen, sagte Rösler der «Bild am Sonntag». Danach lasse er sich gegen die Schweinegrippe impfen. Die Bürger sollten sich mit ihrem Arzt besprechen.

Der Virologe Michael Pfleiderer rechnet damit, dass die Impfmüdigkeit der Deutschen bei der Schweinegrippe bald verschwinden wird. «Ich weiß, dass die Stimmung über Nacht umschlägt, sobald wie jetzt in den USA die Zahl der Schwerkranken steigt und die Krankenhausbetten knapp werden», sagte der Impfstoff-Experte vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) der «WirtschaftsWoche».

Ein möglicher Stimmungswandel bei der Impfung könnte nach Ansicht des Virologen Uwe Gerd Liebert zu spät kommen. «Je mehr Schweinegrippefälle bekanntwerden, desto mehr Deutsche werden ihre bisherige Impfzurückhaltung aufgeben. Ich befürchte nur, dass viele Menschen zu spät aufwachen», sagte der Forscher von der Universität Leipzig der «Leipziger Volkszeitung» (Montag) und warnte: «Wer sich erst nach Weihnachten impfen lässt, der läuft Gefahr, auf dem Höhepunkt der Grippesaison zu spät zu kommen.» Ein wirksamer Schutz trete erst nach drei Wochen ein.

Das PEI präsentierte Daten aus einem Bericht in Schweden, das schon seit dem 12. Oktober gegen Schweinegrippe impft. Demnach entsprechen die ersten gemeldeten Nebenwirkungen denen, die auch in den Zulassungsstudien vorkamen. Dort wurden bislang unter anderem Kopf- und Gelenkschmerzen, Fieber und Mattigkeit registriert. Beachtenswert sei die Meldung von allergischen Reaktionen bei 37 Patienten, schreibt das PEI. Bei zwei der Patienten sei eine Hühnereiweißallergie bekanntgewesen.

Bundesweit gibt es weniger Impfstoff als geplant. «Am Anfang hat sich das Impfstoff-Saatvirus nicht so gut vermehren lassen wie erwartet», sagte eine Sprecherin des Hersteller GlaxoSmithKline. Es zeichne sich ab, dass die im Juli anvisierte Zahl von bundesweit 8,3 Millionen Impfdosen monatlich vorerst deutlich unterschritten werde. Mittlerweile habe die Firma das Herstellungsverfahren optimiert.

Die Zahl der Schweinegrippe-Toten in Deutschland war am Freitag von drei auf sechs gestiegen. Bundesweit erstmals ist auch ein Mensch ohne bekannte Vorerkrankungen an den Folgen der Neuen Grippe gestorben. Die 48-jährige Frau aus dem Rhein-Sieg-Kreis hinterlässt vier Kinder und einen Ehemann. Im Saarland starb ein chronisch kranker, fünfjähriger Junge und in Augsburg ein schwerbehinderter 16- Jähriger an Schweinegrippe.

Besonders hart trifft die Schweinegrippe derzeit die Ukraine, wo es mehr als 50 Todesfälle gibt. Über 184 000 Menschen sind nach Angaben der Agentur Interfax daran erkrankt. In dem 47-Millionen- Einwohner-Staat herrscht wegen der Grippe Ausnahmezustand. Das Fernsehen zeigte Bilder von leeren Straßen und Geschäften in den Städten. Der Regierung schloss landesweit für drei Wochen alle Schulen und Kindergärten. In den USA wird unterdessen das Grippemittel Tamiflu in der flüssigen Form knapp. Die US- Seuchenbehörde CDC gab alle Notfall-Reserven des Grippemittels in flüssiger Form frei, die besonders für Kinder geeignet ist.

Weltweit sind nach jüngsten Zahlen des EU-Seuchenzentrums ECDC mehr als 6000 Menschen an der Neuen Grippe gestorben, davon rund 300 in Europa und 1000 in den USA.

www.neuegrippe.bund.de

www.degam.de/H1N1.html

Gesundheit / Grippe
01.11.2009 · 16:34 Uhr
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