Schicksalsstunde für EU-Gentechnikregeln: Die letzte Verhandlungsrunde?
In der Europäischen Union könnte eine bedeutende Entscheidung im Bereich der Gentechnik bevorstehen. Im Rahmen der wohl abschließenden Verhandlungsrunde treffen sich diese Woche die Unterhändler der EU-Mitgliedsstaaten und des Europäischen Parlaments, um über die Neugestaltung der Gentechnikregeln zu beraten. Hauptdiskussionspunkt ist die mögliche Lockerung der Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel in den Supermärkten der EU.
Der Vorschlag der Europäischen Kommission zielt darauf ab, den Zugang zu Forschung und Verkauf genetisch modifizierter Pflanzen in Europa zu erleichtern. Eine zentrale Änderung könnte in der Aufhebung der Verpflichtung bestehen, Lebensmittel, die mittels bestimmter Gentechnikverfahren modifiziert wurden und theoretisch auch durch traditionelle Züchtungsprozesse entstanden sein könnten, entsprechend zu kennzeichnen.
Befürworter des Vorhabens, wie der FDP-Europaabgeordnete Jan-Christoph Oetjen, sehen hierin große Chancen für die Landwirtschaft. Sie heben hervor, dass ertragsstärkere, resistentere und nährstoffreichere Obst- und Gemüsesorten entwickelt werden könnten. Oetjen argumentiert, dass eine strikte Kennzeichnungspflicht im Handel nicht sinnvoll sei, da moderne Züchtungsmethoden letztlich identische Ergebnisse wie herkömmliche Verfahren erzielten, nur schneller und effizienter.
Auf der anderen Seite stehen Kritiker wie der grüne Europaabgeordnete Martin Häusling, die vor den Risiken einer solchen Regelung warnen. Sie fordern, dass Konsumenten weiterhin die Möglichkeit haben müssen, über die Art ihrer Lebensmittel informiert zu werden und somit eine bewusste Wahl zu treffen. Zudem wird befürchtet, dass die ökologische Landwirtschaft durch den Wegfall der Kennzeichnungspflicht vor erhebliche Herausforderungen gestellt wird und einen Mehraufwand betreiben muss, um die gentechnikfreie Produktion sicherzustellen.

