Riester-Rente: Können neue Impulse den Negativtrend stoppen?
- Die Riester-Rente verbuchte im vergangenen Jahr den schwächsten Zuwachs seit ihrer Einführung.
- Während Wohn-Riester- und Investmentfonds-Verträge zulegten, sank die Anzahl an Riester-Rentenversicherungen und Banksparplänen.
- Eine höhere Zulage, ein neuer Freibetrag im Alter und eine standardisierte Riester-Rente könnten den Negativtrend jedoch stoppen.
Die aktuellen Zahlen des Bundesarbeitsministeriums zum Bestand der Riester-Verträge sprechen eine deutliche Sprache: Die über Zulagen und Steuervorteile geförderte private Altersvorsorge kann Verbraucher kaum noch überzeugen. 2017 verbuchte die Riester-Rente einen Zuwachs von lediglich 23.000 Verträgen. Das geringe Wachstum ist vor allem der Entwicklung bei der klassischen Riester-Rentenversicherung und den Banksparplänen geschuldet. Hier nahm der Bestand um mehr als 110.000 Verträge ab.
Diese Formen der privaten Altersvorsorge leiden besonders stark unter der anhaltenden Niedrigzinsphase. So dürfen die Versicherer derzeit nur noch einen Garantiezins von 0,9 Prozent versprechen. Vor Beginn der Finanzkrise im Jahr 2012 lag der Garantiezins dagegen noch bei 2,25 Prozent.
Zwei Gewinner und zwei Verlierer bei der Riester-Rente
Während die niedrigen Zinsen dazu führen, dass das Interesse an Riester-Banksparplänen und -Rentenversicherungen im letzten Jahr weiter abnahm, legte der Wohn-Riester zu. Eine Ursache hierfür sind die aktuell günstigen Zinsen für Immobilienkredite. Auch die Investmentfondsverträge sind im Aufwind, da Sparer mit ihnen die staatlichen Zulagen mit den guten Renditeaussichten auf dem Aktienmarkt kombinieren können. Insgesamt weisen beide Formen im vergangenen Jahr einen Zuwachs von mehr als 135.000 Verträgen auf.
Höhere Zulage und neuer Freibetrag
Um die Attraktivität der Riester-Rente zu steigern, hat die Bundesregierung jüngst nicht nur die Grundzulage für Versicherte erhöht. Zudem wird die private Altersvorsorge nun nicht mehr voll auf die Grundsicherung im Alter angerechnet, falls Sparer im Rentenalter auf die Sozialleistung angewiesen sind.
Im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD zudem darauf geeinigt, "einen Dialogprozess mit der Versicherungswirtschaft anzustoßen mit dem Ziel einer zügigen Entwicklung eines attraktiven standardisierten Riester-Produkts."
Riester-Rente muss vereinfacht werden
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft sieht die neue Regierung in der Pflicht, die private Altersvorsorge weiterzuentwickeln, beispielsweise durch weniger Bürokratie. So sollten sowohl die Produkte als auch die Förderung einfacher werden, fordert dessen Vorsitzender der Geschäftsführung, Jörg von Fürstenwerth. In seinen Augen könnte eine standardisierte Riester-Rente dabei helfen, Verbrauchern einen Durchblick im Tarifdschungel zu verschaffen. Derzeit sei der Markt sehr komplex und unübersichtlich.
Außerdem sollten auch Selbstständige in den förderberechtigten Personenkreis aufgenommen werden. Derzeit richtet sich die Riester-Rente an Angestellte und Personen, die gesetzlich rentenversichert sind.
Tipp: Experten betonen, dass eine Riester-Rente durch die staatliche Förderung vor allem für Familien immer noch sinnvoll sein kann. Ob sich die private Altersvorsorge jedoch wirklich lohnt, hängt von den Kosten ab, die beispielsweise für den Vertragsabschluss anfallen. Je höher diese sind, desto kleiner fällt das Rentenpolster aus. Interessierte sollten daher mehrere Angebote mit der Hilfe eines Fachmannes vergleichen, um so ihre persönlich beste Vorsorgestrategie zu finden.