Wie die UAW die US-Autobranche transformiert
Lange Zeit galten die Südstaaten der USA als Bastion gegen Gewerkschaften, ein Vorteil, der viele internationale Autobauer anzog. Doch die Zeiten ändern sich.
Die "United Auto Workers" (UAW) hat es kürzlich geschafft, bei Volkswagen in Chattanooga, Tennessee, eine gewerkschaftliche Vertretung zu etablieren – ein Präzedenzfall, der nun auch bei Mercedes-Benz in Alabama Wellen schlägt.
Diese Entwicklung könnte das Ende des traditionellen Geschäftsmodells der Region einläuten und stellt die Autobranche vor neue Herausforderungen.
Die Rückkehr der Gewerkschaften
Seit Jahrzehnten waren Gewerkschaften in den südlichen Bundesstaaten der USA kaum präsent, begünstigt durch die sogenannten „Right to Work“-Gesetze. Diese Gesetze ermöglichen es Arbeitnehmern, Gewerkschaftsleistungen in Anspruch zu nehmen, ohne Mitgliedsbeiträge zahlen zu müssen, was den Gewerkschaften die finanziellen Mittel entzog.
Doch die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass die Arbeiter nun bereit sind, diesen Zustand zu ändern und für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne zu kämpfen.
Ein neues Kapitel für die Autoindustrie
Die Abstimmung bei Volkswagen markiert das erste Mal, dass sich die Belegschaft eines ausländischen Autoherstellers in den USA gewerkschaftlich organisiert hat.
Dieser Erfolg könnte nun weitere Abstimmungen in anderen Werken nach sich ziehen, insbesondere im Mercedes-Benz Werk in Alabama, wo die Mitarbeiter kurz davor stehen, über eine eigene gewerkschaftliche Vertretung zu entscheiden.
Der Betriebsratschef von Mercedes, Ergun Lümali, unterstützt diese Bewegung und sieht darin eine Chance, die globale Arbeitnehmervertretung des Konzerns zu stärken.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen
Die Expansion der Gewerkschaften in den Süden könnte erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen haben. Die Region, die lange von niedrigen Löhnen und damit verbundenen niedrigen Produktionskosten profitiert hat, könnte diesen Vorteil verlieren.
Dies wiederum könnte die Wettbewerbsfähigkeit der dort ansässigen Werke beeinträchtigen und möglicherweise zu einer Verlagerung der Produktion führen.
Die politische Reaktion
Die politische Landschaft reagiert gespalten auf diese Entwicklungen. Während einige die gewerkschaftliche Organisation als notwendigen Schritt zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen sehen, warnen andere, insbesondere republikanische Gouverneure, vor den potenziellen negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Sie befürchten, dass die Automobilhersteller ihre Produktion in noch kostengünstigere Länder wie Mexiko verlagern könnten.
Langfristige Perspektiven
Trotz der Herausforderungen gibt es auch Optimismus. Einige Experten, wie der Arbeitsmarktökonom Harley Shaiken, argumentieren, dass höhere Löhne zu gesteigerter Produktivität, besserer Qualität und mehr Innovation führen könnten
Dieses Phänomen wurde bereits in der Vergangenheit beobachtet, wie etwa bei Ford in den frühen 1900er Jahren, als die Verdoppelung der Löhne zu einem Produktivitätsanstieg führte.